Während wir die ersten Meter im Dulli auf südamerikanischem Boden zurückgelegt haben, lief tatsächlich „on the road again“ im Radio. Lautstark haben wir mitgesungen und uns einfach riesig gefreut, dass es nun endlich losgeht – unser großes Abenteuer. Was für ein Gefühl mit dem eigenen Auto durch Montevideo zu cruisen… Der Weg dahin war allerdings alles andere als einfach und hatte durchaus Züge von der Erlangung des Passierschein A38 bei Asterix & Obelix… (wer sich nicht mehr erinnert: Passierschein A38)

Nach langen 39 Tagen auf See hat der Dulli am letzten Donnerstag endlich Montevideo erreicht, wurde auch umgehend entladen und trotzdem erhielten wir die Nachricht, dass wir die notwendigen Formalitäten zur Einfuhr des Fahrzeugs erst am Montag erledigen können. Noch mal drei Tage warten? Wir haben uns zuerst geärgert, dann aber beschlossen, dass es auf die drei Tage nun auch nicht mehr ankommt und es wirklich Schlimmeres gibt (vor ein paar Wochen hätten wir das bestimmt noch anders gesehen).

Auf Anraten des Grimaldi-Agenten haben wir auf die Abwicklung über einen Zollagenten verzichtet, „das ist alles gaaaanz einfach, es ist ja euer Fahrzeug und ihr müsst nur kurz zur Hafenbehörde, zum Zoll und schon bekommt ihr das Auto“. Auch unsere sprachlich bedingten Bedenken wurde vehement weggewischt, „Auto“, „abholen“ und „Zoll“ könnt ihr ja auf Spanisch sagen und der Rest geht wie von selbst. Na gut, das klang machbar und wir waren nach unseren erfolgreichen Behördengängen sehr motiviert und optimistisch. Das Problem war allerdings, dass keine der Aussagen von Grimaldi stimmte. Weder war die Abwicklung einfach, noch waren es nur drei Stellen die man aufsuchen musste und auch die Hafengebühren, die uns gesagt wurden entsprachen nicht annähernd der Realität. Dass die drei spanischen Wörter nicht reichten, versteht sich fast von selbst.

Zu allem Überfluss erhielten wir am Freitag um 15 Uhr dann doch noch eine E-Mail von Grimaldi, dass die Abwicklung nun durchgeführt werden könne. Hm! Ein ziemlich unrealistisches Unterfangen so kurz vor dem Wochenende, aber einfach auf der Liege umdrehen und auf Montag warten, ging irgendwie auch nicht. Und so sind wir kurz vor Feierabend im Dauerlauf durch den Hafen gejoggt und es hat wirklich gar nichts geklappt.

Das größte Problem ist, erst mal an der richtigen Stelle zu landen und zu wissen, welches Formular benötigt wird. Leider verursachte der Frachtschein, das einzige Dokument das wir zu dem Zeitpunkt hatten, immer nur große Fragezeichen und Achselzucken. Und auch dass der Name der Hafenbehörde „ANP“ gefühlt an jedem zweiten Gebäude steht, machte die Sache nicht gerade einfacher. Selbst Leute, die direkt gegenüber des richtigen Gebäudes arbeiten und uns nur auf die andere Straßenseite hätten schicken müssen, haben uns selbstbewusst woanders hin gelotst. So wurden wir von A nach B nach C geschickt, nur um festzustellen, dass wir nirgendwo wirklich weiterkamen. Am Ende standen wir sogar schon vor dem Dulli im Hafen, nur fehlten uns leider noch die notwendigen Dokumente um ihn mitzunehmen und prompt war dann auch Feierabend. So sind wir unverrichteter Dinge wieder ins Hotel zurückgekehrt, eine Menge Stress für nichts. Am Montag konnte es ja nun nicht mehr so schwer werden, immerhin wussten wir nun schon mal wo wir hinmüssen. Dachten wir.

Am Montag um halb neun standen wir wieder bei der Hafenbehörde. Die Mitarbeiter, die zu dieser Uhrzeit bereits anwesend waren, wollten uns prompt wieder wegschicken. Dieses Mal ließen wir uns so leicht aber nicht abwimmeln und haben uns erst mal umgesehen. So richtig wussten wir noch immer nicht zu welchem Schalter wir genau mussten und es schlichen sich schon wieder Zweifel ein, ob wir denn hier richtig sind. Am Ende haben wir zu unserem großen Glück eine detaillierte Anleitung über die Abläufe im Internet gefunden, die natürlich völlig von dem abwich, was uns ursprünglich skizziert wurde. Dank der Internet Anleitung sind wir schließlich im richtigen Gebäude und auch im richtigen Büro der Hafenbehörde gelandet und konnten sogar einigermaßen verständlich machen was wir wollen. Wir hatten ja immerhin immer noch den Frachtschein in der Hand. Eigentlich hätten wir zuerst zum Zoll gemusst, aber dort waren wir am Freitag schon mal und die haben immer nach einem Beleg der Hafenbehörde gefragt. Irgendwie konnte das am Ende mit einem Telefonat zwischen den beiden Behörden geklärt werden, wir sind die Hafengebühren los geworden und sind dann zum Zoll gegangen.

Von hier schickte man uns dann weiter zum nächsten Zoll in einem anderen Gebäude. Dort arbeitet genau eine Person, die häufig nicht anzutreffen ist. Darauf waren wir dank der Anleitung aus dem Internet schon vorbereitet. Auch ein netter Herr aus einem anderen Büro konnte den Zöllner nicht auftreiben und so saßen wir eine Dreiviertelstunde rum und haben gewartet. Wir haben noch gewitzelt, dass wir den Zöllner bestimmt sofort erkennen wenn er kommt. Als dann eine Dame angeschlurft kam und wir plötzlich ein Schlüsselband mit „Aduana“ um ihren Hals baumeln sahen, waren wir dann doch überrascht. Die Zöllnerin erwies sich allerdings als absoluter Glücksgriff. Sofort verstand sie unser Anliegen, ging resolut mit uns durch den Sicherheitsbereich in ein anderes Büro, erklärte uns sogar in ein paar Worten auf Englisch was nun noch zu tun ist. Wir also zurück zum anderen Zollgebäude, eine „Numero de viaje“ besorgen (in einem Schritt kann man das nicht machen??) und damit zu der Firma, die die Fahrzeuge lagert. Jetzt waren wir wirklich aufgeregt, so nah vor dem Ziel. Und plötzlich stand er vor uns – der Dulli – und sah eigentlich ganz gut aus nach so vielen Tagen auf See. Sofort haben wir alles inspiziert und erleichtert festgestellt, dass alles ok ist und wirklich gar nichts fehlte. Lediglich die Süßigkeiten, die wir den Arbeitern mit der Bitte um pfleglichen Umgang mit dem Auto hingestellt hatten waren weg. Vielleicht haben sie ja geholfen. Nach den Horrorgeschichten über ausgeräumte Reisemobile waren wir mehr als erleichtert.

Zusammen mit dem Auto mussten wir dann wieder zu der Zöllnerin, die leider mittlerweile in ein Kartenspiel vertieft war und somit wiederum nicht sofort zur Verfügung stand. Nach einigen Minuten, in denen der Mate ausgetrunken und das Spiel beendet wurde, stand sie dann aber doch am Auto, hat sich erklären lassen was in den Staufächern ist und wie viele Ersatzreifen wir dabei haben und schließlich erhielten wir das einzig wichtige Dokument, die temporäre Einfuhrerlaubnis. Puuuuuh, uns sind Steine vom Herzen gefallen, als wir die Prozedur geschafft hatten. Das nächste Mal würden wir aber doch einen Zollagenten bemühen und einfach einen Kaffee trinken gehen.

Nach einer herzlichen Verabschiedung aus unserem wunderschönen Hotel (wir haben sogar noch eine „Roadtrip Box“ mit auf den Weg bekommen), sind wir in die Schweiz Uruguays aufgebrochen, „Paraiso Suizo“. Ein kleiner Campingplatz wird hier speziell für Reisende betrieben, die ihre Fahrzeuge reisefertig machen wollen. Und das haben wir die letzten Tage getan, es wurde sortiert, beladen, eingekauft, getankt, gewaschen, geputzt, genietet und nebenbei die nette Umgebung direkt am Strand genossen mit europäischem Standard und Käsefondue… Aber natürlich wurden auch die Grillstation und die Campingküche bereits bemüht.

Wir hatten außerdem die Gelegenheit uns mit anderen Reisenden auszutauschen, die entweder ebenfalls ganz am Anfang ihrer 1-20-jährigen Reisen stehen oder die ihre Langzeitreisen gerade hinter sich haben. Mit Jeannette und Fredi haben wir zwei Endsechziger getroffen, die 3,5 Jahre auf dem amerikanischen Kontinent unterwegs waren. Wirklich inspirierend was einige so aus ihrem Rentenalter machen. Ihren Blog findet man hier: Blog

Verabschiedet wurden wir heute von dem heftigsten Sturm, den wir beide je erlebt haben. Die Wellen türmten sich meterhoch auf, die Küstenstraßen waren zum Teil unpassierbar, das Ausmaß kommt auf den Bildern nur ansatzweise rüber. Wir sind inzwischen in La Paloma an der Atlantikküste in einem Hotel untergekommen, welches uns dank des sturmbedingt herrschenden Stromausfalls für ein paar Dollar ein Zimmer überlassen hat. Ab Morgen soll dann angeblich wieder die Sonne scheinen, wir werden sehen.


 

Unterkunft

Ort: Paraiso Suizo, zwischen Atlántida und Piriapolis
Art: Overlander Stellplatz
Preis: 25 USD p.N. für 2 Personen, inkl.Strom
Annehmlichkeiten: saubere Waschräume mit warmem Wasser, Grillstelle, Pizzaofen, Waschmaschine, Abendessen bei Anmeldung am Vortag
Sonstiges: sehr nette Umgebung, super Gastgeber, die mit Rat und Tat zur Seite stehen
Koordinaten: S 34.78961 W 55.43110

5 Gedanken zu “On the road again

  1. Hi Malte,
    unser Bulli befindet sich noch auf See und soll am 11.11. in Montevideo ankommen. Wir fahren diesen Samstag rüber nach Colonia del Sacramento. Danke für den Tipp bezüglich der Zollabwicklung. Das Haus das Verrückte macht will ich mir weitestgehend ersparen 😉
    Gruß
    Timo

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  2. Ein Glück hat es dnn mit Passierschein A39 aus dem Rundschreiben B65 geklappt. Freu mich für Euch!

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  3. Für euch gefunden: „I never travel without my diary. One should always have something sensational to read.“ (Oscar Wilde). Danke, dass wir alle mitlesen dürfen ! 🙂

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