Den ersten Grenzübertritt haben wir gemeinsam mit Dulli erfolgreich gemeistert. Etwas aufgeregt waren wir schon. Aber zwischen Uruguay und Argentinien verlief alles ziemlich entspannt, nicht mal der Zoll hat den Dulli inspiziert. Normalerweise wird zumindest nach frischen Lebensmitteln geschaut, aber selbst unsere „Opferbanane“ (lieber etwas bereitlegen was der Zoll finden kann und die guten Sachen ganz nach hinten stellen) ist uns erhalten geblieben. 

uruguay-brasilien

Die Grenze zwischen Uruguay und Argentinien verläuft am Rio Uruguay. Dort haben wir dann auch die erste Nacht in Argentinien verbracht, denn nach dem Grenzübertritt und anschließendem Großeinkauf blieb nicht mehr viel Zeit zum Fahren. Der Stellplatz am Fluss war aber sehr schön und unter Applaus der picknickenden Familien rund um uns herum, haben wir als erstes die Argentinienflagge am Dulli angebracht. 

Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Nordosten zu den Esteros del Iberá, dem zweitgrößten Sumpfgebiet der Erde. Hier gibt es Wasserschweine, Kaimane, Sumpfhirsche, Anacondas, Piranhas und allerlei anderes Getier. Auf einer kleinen Bootsafari konnten wir einige der Tiere sehen, aber selbst zu Fuß kommt man ihnen sehr nahe. Als ein Kaiman uns anschnaubte als wir 20 cm über ihm auf einem Steg standen, wurden wir dann doch etwas nervös. Er hat sich zum Glück aber lieber vor uns zurückgezogen. Eine Anaconda haben wir nicht gesehen. Seitdem wir nach Argentinien eingereist sind herrschten bis zu 40 Grad im Schatten, bei solchen Temperaturen halten sich die Riesenschlangen im tieferen Wasser auf. So ganz traurig waren wir darüber nicht, auch wenn Malte natürlich gerne eine gefangen hätte…

Ein paar Eindrücke von der Fahrt in den Nationalpark

Eindrücke aus dem Nationalpark

Die willkommene Abkühlung auf knapp 30 Grad in Form von Regen am nächsten Tag führte dazu, dass die 120 km lange Sandpiste aus dem Naturschutzgebiet heraus in eine einzige Schlammpiste verwandelt wurde. Wir sind mit dem Dulli für so ein Terrain zwar gut gerüstet, aber die vierstündige Fahrt, auf der wir mehr gerutscht als gefahren sind, hat uns dann sowohl fahrerisch als auch nervlich alles abverlangt. Das Auto ist an den tiefsten Stellen nahezu unkontrolliert von der linken auf die rechte Straßenseite gerutscht. Wenn dann auch noch ein Graben die Strassenbegrenzung bildet, ist das wirklich beängstigend. Die Tanknadel bewegte sich in ungewohnt schneller Geschwindigkeit abwärts, der Verbrauch hat sich auf der Strecke ungefähr verdoppelt. Wir konnten durch die Frontscheibe nur noch wenig sehen, jedes neue Matschloch versorgte uns mit neuem Schlamm, der bald das gesamte Auto bedeckte.  Über jeden cm Bodenfreiheit und über die Differenzialsperre waren wir froh und insbesondere über die Mud-Terrain Reifen, die eigentlich genau in Ihrem Element waren. Wir haben zwar grundsätzlich auf der Reise mit Offroad-Erfahrungen gerechnet, das die allerdings schon in Nord-Argentinien auf uns warteten, hat uns dann doch überrascht. Zum Glück ist alles gut gegangen und wieder auf Asphalt unterwegs haben wir dann auch eine Tankstelle und eine Autowäsche gefunden, beides war bitter nötig. Völlig erschöpft haben wir dann bereits im Dunklen einen Ferienclub in San Ignacio an der Grenze zu Paraguay erreicht, in dem wir uns am nächsten Tag eine Pause gegönnt haben.

Pause

In der Umgebung von San Ignacio gibt es viel Dschungel am Rio Parana und natürlich die berühmten Ruinen der Jesuiten Mission „San Ignacio Miní“. So haben wir uns gut erholt aufgemacht zu einer kurzen Dschungelwanderung, die uns zur Casa de Bormann führte. Bei dem Namen klingelte es irgendwie negativ bei uns. Und tatsächlich soll es sich um die Ruinen eines Hauses handeln, in dem Martin Bormann sich angeblich nach dem zweiten Weltkrieg versteckt hat. Laut einer kurzen Internetrecherche sind die Beweise dafür aber sehr dünn und der Fund von einigen deutschen Münzen und etwas Meißner Porzellan noch lange kein Beweis für ein Nazi-Versteck. 

Die Jesuiten Mission von San Ignacio, die besterhaltene aller Jesuiten Missionen der Region, ist da historisch schon interessanter und die Geschichte besser belegt. Von der einstigen Mission sind insbesondere die Portale mit ihren Ornamenten noch gut erkennbar und der ganze Ort war ein schöner Einblick in die Historie der Region. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden in insgesamt 30 Guaraní-Reduktionen in Argentinien, Brasilien und Paraguay die indigenen Einwohner missioniert, bis Ende des 18. Jahrhunderts die spanische Krone die Jesuiten vertrieb.

Nach so viel Kultur haben wir uns wieder profaneren Dingen zugewandt. Der Dulli musste nach der Matsch-Piste etwas geschmiert werden und wir haben auf dem Weg eine Tankstelle gefunden, die entsprechende Services anbietet. Als wir ausstiegen, um die zuvor einstudierten spanischen Worte zu sagen, bekamen wir eine Antwort auf Schwitzerdütsch. Huch? Der Argentinier Sebastian, dessen gesamte Familie in der Schweiz lebt, erwies sich als echter Glücksgriff. Nicht nur, dass er den Dulli kompetent versorgte. Er begleitete uns auch zum „Gas-Mario“, um unseren neu erstandenen Gaskocher zu befüllen. Alleine hätten wir den bestimmt nicht gefunden. Als „Gas-Mario“ dann feststellte, dass das Ventil defekt ist, fuhr Sebastian kurzerhand mit uns zurück zum Laden und tauschte die Gasflasche für uns. Das war natürlich Gold wert. Und alle Leute, die wir an diesem Tag trafen, sprachen plötzlich einige Worte Deutsch. Unser Mango-Verkäufer am Straßenrand stellte sich auf Deutsch als Robert Hahn vor, woraufhin wir abends recherchierten und herausfanden, dass Missiones die Region in Argentinien mit den meisten Deutschen Einwanderern ist. Na dann, herzlich Willkommen! 

Wir haben uns trotzdem zunächst auf die brasilianische Seite der Iguazu Wasserfälle begeben, um das spektakuläre Panorama der Fälle zu bestaunen. Wir sind schon sehr gespannt auf dieses Weltwunder!


Unterkünfte

Ort: Rio Uruguay, nahe Concordia
Art: Stellplatz am Fluss
Preis: 250 ARS
Annehmlichkeiten: einfache Waschhäuser, kalte Duschen
Sonstiges: schöner Stellplatz am Fluss, am Wochenende viele picknickende Familien
Koordinaten: S 31.24570, W 57.96265

Ort: Colonia Carlos Pelligrini
Art: Campingplatz
Preis: 170 ARS
Annehmlichkeiten: einfache Waschhäuser, kalte Duschen
Sonstiges: sehr netter Besitzer, gepflegter Platz mit Steg zur Lagune
Koordinaten: S 28.53302, W 57.18122

Ort: San Ignacio
Art: Ferienclub
Preis: 350 ARS
Annehmlichkeiten: einfache Waschhäuser, kalte Duschen, Pool, verschiedene geführte Aktivitäten (Klettern, SUPs, Kayaks etc.), Strand
Sonstiges: schön gelegen am Rio Parana, die vielen Jugendlichen in der Anlage führen leider zu recht ungepflegten Sanitäranlagen
Koordinaten: S 27.27841, W 55.57300

Ort: Eldorado
Art: Campingplatz
Preis: 200 ARS
Annehmlichkeiten: warme Duschen, schnelles Wifi, kleiner Shop, Pool
Sonstiges: guter Platz zum Übernachten auf dem Weg nach Iguazu, saubere Waschräume, sehr schnelles Internet
Koordinaten: S 26.41770, W 54.66448

Ort: Foz do Iguaçu, Brasilien
Art: Hostel mit Campingmöglichkeit
Preis: 30 Reais p.P. inkl. Frühstück
Annehmlichkeiten: Pool, Bar, warme Duschen, saubere Waschhäuser
Sonstiges: netter Ort zum Besuch der nahe gelegenen Wasserfälle
Koordinaten: S 25.59920, W 54.52422

15 Gedanken zu “Nordost-Argentinien – auf dem Weg zu den Iguazu Wasserfällen

  1. Immer wieder sehr beeindruckende Aufnahmen 🙂
    Es sieht so aus als seid ihr bereits mitten im Abenteuer! Sehr sehr schön 😀 Spreche dann schonmal ein paar Verlage für Euren Reiseführer an…

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  2. Hallo malte, deine Infos sind für mich sehr informativ, kann es kaum erwarten, von euch wieder neue Infos zu bekommen. sehr gut gefällt mir, dass nicht nur spanisch gesprochen wird, sondern man immer wieder auch auf deutschsprechende Leute trifft. wie sind die Straßenverhältnisse allgemein? braucht man unbedingt einen Allrad?Wünsche euch weiterhin alles gute und freue mich sehr von euren nächsten Abenteuern zu lesen. lg heinz

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  3. Das ist ja alles unbeschreiblich. Toll das ihr so viele nette Leute trefft. Wir freuen uns auf den nächsten Blog der Reise.Macht weiter so.

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  4. Hallo Heinz,
    danke für die netten Worte. Wir freuen uns darüber.
    Auf deutsch kannst Du Dich leider nicht verlassen, englisch ist ein bisschen besser, aber reicht oft auch nicht. Versuche ein paar Worte spanisch zu lernen. Es ist reiner Zufall hier deutschsprachige Leute zu treffen, dann aber extrem hilfreich und die Leute sehr sehr hilfsbereit.
    Zu den Straßen:
    Es kommt drauf an, was Du möchtest. Du kannst sicher das meiste auf Asphalt fahren oder sehr guten Pisten, wobei der Asphalt in Nord-Uruguay deutlich schlechter war als in Argentinien. Allrad brauchst Du normalerweise wohl nicht, wenn Du nicht wie wir nach Regen auf einer Lehmpiste fahren musst. Bei den Seebridge-Reisen fahren die Leute mit normalen Reisemobilen.
    Unter dem Strich würde ich mehr Wert auf Bodenfreiheit und vernünftige Reifen legen als auf den Allrad. Aber Du musst dann schon gucken wann Du wohin fährst. Wir sind mit unserem Auto einfach sehr entspannt unterwegs.

    Gruß
    Malte

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  5. Es ist so toll Euren Blog zu lesen und die tollen Bilder anzugucken. Ich freu mich immer sehr da drauf, wie bei einer Lieblingsserie wo man wissen will wie es weitergeht 😄
    Ganz liebe Grüße aus dem eisigen Hamburg 😘😘😘

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  6. Hallo Nina, das freut uns sehr! Es ist für uns selber immer schön die vielen Erlebnisse aufzuschreiben und alle Freunde ein bisschen auf dem Laufenden zu halten. Ich drück dich ganz doll und sende viele Grüße und ein bisschen Sonne nach Hamburg, Ali

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  7. Hallo Michael, eigentlich wollten wir ja schon nicht nach Brasilien. 😀 Denke, dass wir jetzt zunächst Richtung Patagonien fahren und dann wieder in den Norden. Brasilien liegt dann einfach nicht optimal, leider.
    Aber wir überlegen auch schon, ob wir überhaupt noch Nordamerika machen, oder in Südamerika bleiben.
    LG
    Malte

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  8. Neid, Neid!! Ich finde es großartig, wie Ali uns durch ihre bildhaften Berichte und Maltes Fotos an ihren Abenteuern teilhaben lässt!!
    Schade, das in unserer Jugend diese Chance zu reisen nicht Bestand. Freue mich immer auf
    Die Berichte.weiterhin viel Spaß, Gesundheitunf alles Hute!!

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  9. Danke, liebe Sabine! Wir freuen uns sehr, wenn es uns gelingt einige unserer vielen Eindrücke zu transportieren! Wir sind uns des Privilegs so eine Reise in unserem Alter machen zu können auch sehr bewusst. Ganz liebe Grüße in die Heimat

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