Die Umgebung des Lago Llanquihue ist stark von deutschen Einwanderern geprägt. Im Jahr 1852 landeten 221 Deutsche in der Mole von Puerto Montt, die begannen die Gegend zu besiedeln und denen es unter anderem zu verdanken ist, dass sich noch heute wunderschön gepflegte Kuhweiden, Obstgärten sowie deutsche Metzgereien, Cafés und Brauereien mit etwas altmodischem deutschen Charme in den Orten befinden. Der Lago Llanquihue liegt spektakulär am Fuße mehrerer Vulkane. Der Osorno ist der beeindruckendste von ihnen und wir konnten uns nicht sattsehen an seiner schneebedeckten Spitze und den durch die Wolken und das Licht immer anderen An- und Aussichten. Nachdem wir den charmanten Ort Puerto Varas gleich zwei Mal zum einkaufen nutzten, umrundeten wir schließlich den ganzen See und genossen neben dem Ausblick das glasklare und recht warme Wasser zum Baden. 

Karte

Wir konnten sogar eine Nacht direkt am Strand campen und bekamen dort Besuch von Christian Weinberger, einem reisenden Koch im Landrover, den wir schon sehr lange über das Internet kannten (http://www.weindis-worldtour.at). Er ist bereits seit über drei Jahren in Südamerika unterwegs und konnte uns viele wertvolle Tipps geben und uns verraten, wo einige seiner tollen Fotos aufgenommen wurden. Wir waren abermals überwältigt, was noch alles vor uns liegt und welche Naturschönheiten wir hoffentlich zu Gesicht bekommen werden. 

Weiter ging es in das chilenische Seengebiet, welches neben der Pazifikküste eines der Haupturlaubsgebiete der Chilenen darstellt. Zum Glück war inzwischen der März angebrochen und damit die Hauptsaison vorüber. Schlagartig waren die Orte und vor allem die Campingplätze wieder leerer und es reiste sich in dieser Hinsicht entspannter. Die Straßen entsprachen in ihrer Qualität nahezu deutschen Autobahnen bzw. Landstraßen, so komfortabel sind wir in Südamerika noch gar nicht gereist. 

Die vulkanische Umgebung bringt neben den klaren und oft angenehm temperierten Seen mit den schwarzen Sandstränden auch unzählige heiße Quellen, die vielerorts aus der Erde sprudeln mit sich. Diese können in Thermalbädern aller Art, von rustikal bis schick und von teuer bis sehr teuer besucht werden. Trotz der durch die vielen Touristen in die Höhe getriebenen Preise besuchten wir die Termas Geometricas, die wunderschön in eine wildbewachsene Schlucht gebaut sind und über unzählige Becken mit einer Wassertemperatur zwischen 35 und 45 Grad verfügen. Die letzte warme Badewanne lag bei uns schon einige Zeit zurück und so lagen wir in den Becken, bis wir fast aufgeweicht waren. Unter kalten Wasserfällen, die die Schlucht herunterstürzen, konnten wir uns zwischendurch abkühlen. Der Besuch war wunderschön und entspannend.

Das absolute Highlight unserer Zeit zwischen Seen und Vulkanen erwartete uns am berühmten, aktiven Vulkan Villarrica. Der letzte Ausbruch war erst im Jahr 2015. Wir besichtigten die beiden Orte Villarrica und Pucon am Lago Villarrica, beides absolute Touristenzentren mit alpenländischem Charme. Durch den beginnenden Herbst drängten sich allerdings nicht mehr allzuviele Menschen an den hübschen Holzhäusern entlang und wir freuten uns über die hervorragende Infrastruktur. Abends fuhren wir ein Stück den Vulkan herauf auf der Suche nach einem Schlafplatz. Den fanden wir am Ausgangspunkt zu einem Wanderweg auf halber Höhe zum Krater, nicht zuletzt dank eines Hinweises von Anke und Wolfgang, die wir am Vorabend kennengelernt haben (https://ankeundwolfgang.wordpress.com). Dank Dullis guter Geländeeigenschaften konnten wir direkt auf einem Plateau mit freiem Blick auf den Krater oben und den See unten parken. Es befand sich keine Wolke am Himmel, so dass auch in dieser Hinsicht keine Beeinträchtigung der Sicht zu erwarten war. Wir hofften auf einen schönen Sternenhimmel in völliger Dunkelheit, aber was wir dann zu sehen bekamen als die Dunkelheit hereinbrach, übertraf alles. Wir hatten gerade unser Abendessen beendet, als die ersten Sterne aufgingen. Es wurden immer mehr und plötzlich sah man den Rauch über dem aktiven Vulkan nicht mehr in weiß, wie tagsüber, sondern in rot, von der brodelnden Magma im Krater angestrahlt. Wir waren völlig aus dem Häuschen ob dieses Naturschauspiels, zogen viele Klamotten übereinander, um möglichst lange bei Temperaturen die nachts nur noch kurz über dem Gefrierpunkt lagen, den Anblick genießen zu können. Man kann diesen Moment nur schwer beschreiben, nur ansatzweise können die geschossenen Fotos einen Eindruck geben. Die Vielzahl der Sterne, der Sternschnuppen und der Vulkan mit der roten Rauchsäule und davor unser Dulli, einfach unglaublich! Total überwältigt krochen wir doch irgendwann in unsere Schlafsäcke, fanden aber nur wenig Schlaf, so hatte uns der Vulkan fasziniert. Die herrschende Stille machte das Schlafen ebenfalls komischerweise schwieriger. Nicht nur, dass man seinen eigenen Herzschlag hört und jedes kleine Rascheln, ein gewisses „Grundrauschen“ sind wir einfach zu sehr gewohnt. Die Gedanken an die Naturgewalten, die über und unter uns so hautnah zu erleben waren, taten ihr Übriges. Wir entschieden uns gegen eine der sehr teueren Touren auf den Vulkan, wir hatten unseren sehr besonderen Moment schon erlebt und keine geführte Tour kann an diese sternenklare, windstille, einsame Nacht heranreichen. 

Wir erwanderten uns am nächsten Tag stattdessen einen Nebenkrater des Villarrica und genossen anschließend einige entspannte Tage bei herrlichem Wetter im nahegelegenen Nationalpark Huerquehue, wiederum an einem glasklaren See. Wir probierten uns an einem Tag erstmals auf SUPs und erkundeten so den See aus einer ganz ungewohnten Perspektive.

Am darauffolgenden Tag begaben wir uns auf eine anstrengende Tour auf den Cerro San Sebastian, um den Ausblick auf gleich neun Vulkane der Umgebung sowie auf diverse Lagunen zu genießen. Der Weg führte uns durch dichte Araukarienwälder, welche uns ganz besonders begeisterten. Zum einen weil wir diese Urzeit-Bäume in dieser Größe aus der Heimat nicht kannten und uns zum anderen ihre feuerfesten Eigenschaften faszinierten. Ihre Rinde ist so dick, dass sie Feuer und heißer Asche standhalten kann. So erklärt sich ihre Vielzahl und Größe in dieser vulkanischen Umgebung.

Uns hat das Seengebiet sehr begeistert, da es uns neben der traumhaften Natur einen Eindruck der besonderen geologischen Beschaffenheit Chiles vermittelt hat. Inzwischen verweilen wir in der Nähe von Temuco und machen uns als nächstes auf in die Weinregion sowie in Richtung Küste. Chile hat nämlich immer noch mehr zu bieten…


Unterkünfte

Ort: Nahe Ensenada
Art: Camping am Strand
Preis: kostenlos
Annehmlichkeiten: keine
Sonstiges: ruhiger Platz mit Ausblick auf den Vulkan Osorno, einer der schönsten „wilden“ Plätze unserer Reise
Koordinaten: S 41.21846, W 72.56694

Ort: Puerto Octay
Art: Hostel
Preis: 42.000 CLP für eine DZ mit eigenem Bad inkl. Frühstück
Annehmlichkeiten: sehr saubere Küche, Ofen in jedem Zimmer, Wifi
Sonstiges: ein von Schweizern betriebenes, extrem schönes, gepflegtes Hostel
Koordinaten: S 40.95097, W 72.88412

Ort: Lago Panguipulli
Art: Campingplatz
Preis: 10.000 CLP
Annehmlichkeiten: kalte Duschen, Bänke und Tisch an jedem Platz, Strom
Sonstiges: direkter Seezugang
Koordinaten: S 39.66212, W 72.21648

Ort: Coñaripe
Art: Camping am See
Preis: kostenlos
Annehmlichkeiten: keine
Sonstiges: schöner, ruhiger Platz direkt am See
Koordinaten: S 39.56308, W 72.01090

Ort: Vulkan Villarrica
Art: Stellplatz am Vulkan
Preis: kostenlos
Annehmlichkeiten: keine
Sonstiges: der spektakulärste Stellplatz bisher, Blick auf den Vulkan und den Lago Villarrica
Koordinaten: S 39.37810, W 71.94659

Ort: Nationalpark Huerquehue
Art: Campingplatz
Preis: 10.000 CLP
Annehmlichkeiten: warme Duschen, saubere Toiletten
Sonstiges: wunderschöner, etwas alternativer Platz direkt am See mit Feuerstelle, SUP und Kayak Verleih, sehr nette Besitzer
Koordinaten: S 39.15748, W 71.71899

Ort: Nahe Temuco
Art: Campingplatz
Preis: 10.000 CLP
Annehmlichkeiten: warme Duschen, saubere Toiletten, Pool, Wifi
Sonstiges: sehr nette und hilfsbereite deutsche Besitzer
Koordinaten: S 38.89118, W 72.28224

3 Gedanken zu “Mit Chiles Vulkanen auf Tuchfühlung

  1. Hallo ihr zwei, das sind ja wieder atemberaubende Bilder. Ein Abenteuer nach dem anderen, man weiß gar nicht welches schöner ist und es werden sicherlich noch viele folgen. Lasst uns weiter daran teilhaben.

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  2. Absolut stark!
    Ich drücke euch die Daumen, dass ihr bei guter Gesundheit und standfestem Material noch das ganze Universium erkunden könnt!
    LG
    Marc (alias touristenfahrer) aus dem elferteam Forum 🙂

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  3. Hallo ihr zwei es ist schön euch gesund und entspannt auf eurer Reise zu sehen.Ein weiteres Erlebnis für uns, wieder mitreisen zu dürfen. Toller Bericht und einzigartige Fotos, da bekommt man gleich die Reiselust, denn bei uns liegt noch Schnee, jetzt genieße ich noch das Schifahren, aber nicht mehr lange, dann geht es bei uns auch los. Weiter so und noch schöne Erlebnisse

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