Bevor wir zu den vielen Parks in Utah fuhren, besuchten wir eine der größten Overlander Messen in den USA, die „Overland Expo West“. Als internationale Reisende erhielten wir Freikarten für die Messe und den angrenzenden Campingplatz und verabredeten uns dort mit Sandra und Timo (Bus-Life.de) und Karo und Phil (TheSunnyside.de). Mit drei weißen, deutschen Autos sicherten wir uns einen Stellplatz für das Wochenende und klapperten die vielen Stände mit allerlei Camping- und Reise-Equipment und tollen Fahrzeugen ab. Nach den vielen Kilometern, die wir über das Messegelände zurücklegten, gab es abends Gegrilltes und Freibier, eine tolle Sache. Als wir nach dem Wochenende schließlich völlig eingestaubt in Richtung Utah aufbrachen, waren wir froh hier zur Abwechslung mal einen bezahlbaren Campingplatz mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten zu finden, um uns, unsere Wäsche und Dulli erst mal wieder auf Vordermann zu bringen. Solche Plätze sind in den USA bisher rar gesäht, gerade Duschen müssen wir häufig länger suchen. Umso schöner, dass es hier nicht nur unbegrenzte, heiße Duschen gab, sondern auch Waschmaschinen und Wasser direkt am Stellplatz. Wir starteten also mal wieder einen Großputztag.

Karte Utah

Frisch gewaschen ging es am Tag darauf in den Bryce Canyon Nationalpark. Den Antelope Canyon und den Zion Nationalpark ließen wir aufgrund der Besuchermassen, die dort inzwischen einfallen links liegen. Im Bryce Canyon konnten wir viele Aussichtspunkte bequem mit dem Auto besuchen und waren beeindruckt von dem bunten Sandstein und den Hoodoos (Felstürmen). Zum Wandern fehlte uns hier die Lust und wir fuhren nach einer Runde zu den Aussichtspunkten weiter entlang des spektakulären Highway 12, der sich entlang von immer neuen Felsformationen quer durch Utah windet.

Tags drauf fuhren wir die „hole in the rock road“, 40 km lang Waschbrett vom Feinsten. Eigentlich hatten wir nach den unzähligen Kilometern auf Schotterpisten in Südamerika gar nicht mehr so richtig Lust darauf, aber das Ziel lohnte sich in diesem Fall. Wir wanderten zu den Slot-Canyons „Peek-a-boo“ und „Spooky“, extrem enge und farbenfrohe Canyons irgendwo in der Wüste Utahs. Wir waren froh, dass wir den Einstieg in den „Peek-a-boo“ überhaupt gefunden haben, ein paar Einhöhlungen im Gestein sind das einzige Erkennungszeichen. An denen klettert man den Felsen hoch und befindet sich plötzlich in einer anderen Welt. Orangerote, geschwungene Wände begrenzen den Canyon und bilden immer neue, skurrile Formationen. Immer wieder muss man klettern und sich durch Engstellen quetschen. Ein paar Burger mehr in den letzten Wochen und wir wären wohl stecken geblieben. Wir haben es geschafft und liefen querfeldein durch die unwirtliche Wüste um auf dem Rückweg durch den „Spooky Canyon“ zu wandern.

Der machte seinem Namen alle Ehre und war noch eine Ecke enger und steiler als der andere und an zwei Stellen wäre ich ohne Maltes starke Arme wohl nicht weitergekommen. Statt einer simplen Wanderung gab es also gleich ein Ganzkörper-Workout und wir waren erschöpft und glücklich, als wir schließlich der beengenden Umgebung wieder entkommen waren. Diese beiden im Grand Staircase-Escalante National Monument gelegenen Canyons sind kostenlos und weitestgehend ohne andere Menschen zu besuchen und gehören für uns zu den absoluten Highlights auf unser Reise. Nie zuvor haben wir etwas vergleichbares gesehen. Utah machte seinem Ruf als einziger großer Abenteuerspielplatz alle Ehre.

Die völlige Einsamkeit, die wir uns von Utah erträumt hatten, fanden wir am nächsten Tag als wir völlig alleine eine kurze aber steile Wanderung zu den Upper Calf Creek Falls unternahmen. Durch die Hitze stiegen wir die Felsen hinab zu dem kleinen Wasserfall, der sich fotogen in einen kleinen Pool stürzt. Am oberen Ende des Falls kann man in mehreren, kleinen Felsbecken baden und etwas Abkühlung von der Hitze finden. So alleine sind wir fast noch nie gewandert und so eine Oase haben wir auch selten gesehen. Weiter entlang des Highway 12 wurden die Steinformationen und die unglaublich weiten Ausblicke über die Ebene immer beeindruckender und wir waren endgültig große Fans von Utah und den USA insgesamt als Reiseland.

Im Arches Nationalpark konnten wir zur Abwechslung mal wieder fast alle Sehenswürdigkeiten mit dem Auto erreichen, was bei der hier herrschenden Hitze sehr angenehm war. Zum Glück besuchten wir den Park in aller Herrgottsfrühe, denn nicht nur die Hitze sondern auch wahre Touristenmassen fallen hier ab 9 Uhr morgens ein. Wir hatten die beeindruckenden Steinbögen, – türme und Ausblicke noch relativ für uns alleine und fanden sogar ein einsames Plätzchen für ein Picknick. Die Autoschlange vor der Einfahrt zum Park als wir schließlich zurück nach Moab fuhren war jedenfalls wirklich gruselig. Bei den Nationalparks in den USA ist etwas Planung wirklich sinnvoll, um nicht mit den ganz großen Massen an den Aussichtspunkten anzustehen.

Der Canyonlands Nationalpark bildet eine kleine Ausnahme zu dieser Regel, da er sehr weitläufig ist und man mit einem Geländewagen nicht auf die Hauptzufahrtsstraßen angewiesen ist. Wir nahmen mit Dulli den Shafer Trail in den Park, eine rund 30 km lange Piste für die Allradantrieb und große Bodenfreiheit sehr empfehlenswert sind. Dann hat man die Landschaft bestehend aus roten Steilwänden, Canyons und immer mal wieder in wilden Formationen aufragenden Felstürmen ziemlich für sich alleine. Je höher man sich die Piste hoch schlängelt, desto grandioser werden die Ausblicke und desto steiler wird der Abhang neben der Straße. Mit schweißnassen Händen kamen wir oben an und blickten hinunter auf die vielen Serpentinen. Der eigentliche Park war danach nur noch ein Pflichtbesuch, die tolle Strecke war einfach nicht mehr zu toppen.

Wir haben in unseren sehr ereignisreichen Tagen in Utah gerade mal einen Bruchteil dessen gesehen, was man hier an allen Ecken und Enden entdecken kann. Allerdings haben wir auch erst mal wieder genug von Wüste und Steinen und freuen uns wieder auf neue Landschaften. Das Tolle an dem Staat ist, dass man abseits der teilweise wirklich völlig überlaufenen Nationalparks auch immer kleinere, unbekanntere Orte finden kann, die vergleichsweise einsam sind. Es lohnt sich immer, ein wenig auf Entdeckungstour zu gehen. Denn die Landschaften, die man hier zu sehen bekommt sind wirklich einzigartig.


Unterkünfte:

Ort: Flagstaff
Art: Messe Camping
Preis: kostenlos für internationale Reisende
Annehmlichkeiten: Dixie Toiletten, Wassersäcke zum Duschen
Sonstiges: die Messe Overland Expo West findet einmal pro Jahr statt, als int. Reisender kann man sich für Freikarten bewerben
Link: https://www.overlandexpo.com/west/

Ort: Kanab
Art: Campingplatz
Preis: 25 USD
Annehmlichkeiten: Strom und Wasser am Platz, warme Duschen, saubere Toiletten, Wifi, coin laundry
Sonstiges: sehr guter Campingplatz und Ausgangspunkt für diverse Nationalparks
Koordinaten: 37.04391, -112.51637

Ort: Escalante
Art: Campingplatz
Preis: 30 USD
Annehmlichkeiten: extrem saubere Toiletten, warme Duschen, Wifi, Strom, coin laundry Sonstiges: sehr guter Ausgangspunkt für das Grand Staircase-Escalante National Monument und die Slot-Canyons
Koordinaten: 37.76932, -111.60955

Ort: Torrey
Art: Campingplatz
Preis: 20 USD
Annehmlichkeiten: extrem saubere Bäder, warme Duschen, Wifi, Waschmaschinen
Sonstiges: sehr nette Besitzer
Koordinaten: 38.29987, -111.43294

Ort: Moab
Art: Campingplatz
Preis: 35 USD
Annehmlichkeiten: saubere Toiletten, warme Duschen, Wifi, Kiosk
Sonstiges: sehr nette Besitzer, guter Ausgangspunkt für die Arches und Canyonlands Nationalparks
Koordinaten: 38.542591, -109.518923

3 Gedanken zu “Ein bisschen Utah

  1. Hallo Ihr zwei verfolge eure Reiseberichte mit Neugier einfach aus erster Hand zu erfahren wie ihr so von A bis B reist eine gute Erfahrung für mich. Bleibt mir gesund LG. Heinz
    U

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  2. Hallo nach USA aus London,
    da wir ja im kommenden Jahr auch in die Staaten wollen, bin ich grad auf der Suche nach einer Versicherung. Die bisher gefundenen haben so niedrige Deckungssummen (200000 und 500000USD). Wie ist den Euer Dulli in NOrdamerika versichert?

    Gruss,
    Klaus

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  3. Hallo Klaus,

    ja, das ist wirklich ein Problem. 500.000 USD scheint die maximale Deckungssumme zu sein, die man hier als Touri bekommt. Hab mit verschiedenen gesprochen und wollte die in Deutschland gesetzliche Mindestdeckung (7,5 Mio) abschließen. Das ging aber leider nicht.
    Ein bisschen Risiko gehört wohl dazu. In Südamerika hatten wir effektiv gar keine Versicherung, jedenfalls keine, die auch zahlen würde. 😉
    Wir sind über Thum versichert. Dort gibt es auch eine Vollkasko.

    Viele Grüße nach London
    Malte

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