Die letzten Tage vor unserem Abflug laufen und – wie könnte es anders sein – es dreht sich alles um die große Reise. Der Dulli ist uns schon deutlich voraus und erlebt bereits ohne uns fremde Länder und vor allem die endlose Weite des Meeres. Gerade hat er auf der Grande Angola Dakar erreicht, über den Tracker können wir jederzeit seine bzw. die Position des Schiffes verfolgen, in der Hoffnung, dass er noch wohlbehalten und mit sämtlichem Inventar an Bord ist. Die Passage zieht sich ganz schön in die Länge, das Be- und Entladen in den Häfen nimmt häufig einige Tage in Anspruch und so braucht er eine ganze Weile bis er dann irgendwann Mitte Oktober endlich Montevideo erreicht.

Vor gut zwei Wochen haben wir ihn unter großem Abschiedsschmerz im Hamburger Hafen abgegeben, bis zum letzten Abend haben wir noch geräumt und gepackt und zuletzt noch alle Polster in Plastik verpackt. Die vielen Helfer, die ihn auf der Reise bewegen, versuchen wir mit ein paar deutschen Süßigkeiten milde zu stimmen:

Mal sehen, ob es hilft… Die Abwicklung im Hafen verlief erstaunlich unkompliziert und wider Erwarten mussten wir keinerlei Staufächer öffnen. Malte ist einfach mit Warnweste bekleidet auf das Hafengelände gefahren, es gab eine kurze Übergabe, die Kennzeichen wurden abgeschraubt und das war’s.

So blieb in den letzten Tagen noch etwas Zeit, um die restlichen Dinge zu erledigen (USD getauscht, Satellitentelefon beschafft – auf den letzten Metern haben unsere Eltern uns überredet…, Reiseapotheke komplettiert, Nachsendeaufträge eingerichtet, Kopien von allen Dokumenten angefertigt, die Kindles bestückt, die Abschiedsparty von den Kollegen organisiert, die Wohnung teilweise ausgeräumt usw.), es fällt uns immer noch etwas ein und es ist immer noch genug zu tun. Es wird wirklich Zeit, dass wir los kommen. Wahrscheinlich wird im Flugzeug eine Menge Vorbereitungsstress von uns abfallen.

Tja, wie fühlt man sich wenn über ein Jahr Vorbereitung und Vorfreude sich dem Ende entgegen neigt? Wir schwanken momentan zwischen Freudentänzen und Panik. Panik ist vielleicht etwas übertrieben, aber etwas Respekt und gelegentlich ein mulmiges Gefühl vor dem großen Abenteuer schleicht sich tatsächlich ein. Wie werden die ersten Tage? Wie lange dauert es bis wir uns an unser neues, freies Leben, ohne Termine, Stress und Zeitdruck gewöhnt haben? Wie schnell leben wir uns auf unserem begrenzten Raum ein? Wird uns langweilig sein? Wird es schwierig gute Schlafplätze zu finden? Werden wir uns häufig unsicher fühlen? Wie kommen wir mit unseren paar Brocken Spanisch zurecht? Werden wir die Sprache schnell lernen? Neben den organisatorischen Themen, die uns in Atem halten sind das einige der Fragen, die in unseren Köpfen herumspuken und die die ein oder andere Nacht früher enden lassen als gewohnt. Und so sieht man mich momentan öfter mal in den frühen Morgenstunden um die Alster laufen, um mich nicht mit den Gedanken im Bett herumzuwälzen und natürlich um ein paar zusätzliche, schöne Eindrücke von Hamburg zu gewinnen.
Die Abende sind momentan hingegen durchgehend von Essen, Treffen und Feiern mit Freunden und Familie belegt. Natürlich möchten wir uns von möglichst vielen Freunden noch persönlich verabschieden und nicht zuletzt unsere Eltern freuen sich über etwas „quality time“ mit uns. So kommen wir aus dem Abschiedfeiern gar nicht mehr raus.

img_0606Es sind eine Menge Dinge, die uns so kurz vor der Abreise organisatorisch und auch emotional beschäftigen und dann gibt es da ja auch noch zwei gar nicht mal so große Rucksäcke, die es zu befüllen gilt. Was nehmen wir mit? Die Antwort kann nur lauten: sehr wenig. Denn bereits die Reiseapotheke und ein paar Sachen, die unverzichtbar sind nehmen einigen Platz in Anspruch. Darüber hinaus muss auch noch ein Kanisterhalter im Flieger mit, den DHL aus unerfindlichen Gründen eine Woche im Paketzentrum einbehalten hat, so dass er nicht mehr rechtzeitig vor der Verschiffung ankam. Mal sehen wie viel uns das Übergepäck kosten wird. image1

So, das war das vorerst letzte Update aus Hamburg, wir melden uns spätestens nächste Woche (!!) aus Buenos Aires.