Etwas Respekt hatten wir vor der gigantischen Metropole Mexiko-Stadt mit über 20 Millionen Einwohnern. Es war schon länger klar, dass wir die Stadt ohne Dulli besuchen und sie lieber in aller Ruhe zu Fuß erkunden würden. Zum Glück taten wir das, denn Mexiko-Stadt ist eine Reise wert! Die tatsächlichen Ausmaße ließen sich für uns nur erahnen und wir beschränkten uns auf einen Besuch des historischen Zentrums sowie der „In-Stadtteile“ Roma, Condesa sowie den Nobel-Stadtteil Colonia Polanco. Der riesige Zócalo im Zentrum der Stadt, eingerahmt von der Kathedrale, dem National- und dem Stadt-Palast und dominiert von einer überdimensionierten National-Flagge, ist alleine aufgrund seiner Ausmaße beeindruckend. Insbesondere im Morgengrauen, wenn die Präsidenten-Garde aufmarschiert und die Flagge hisst. Neben der Kathedrale kann man eine Ausgrabungsstätte der Azteken-Stadt Tinochtitlan bewundern, einer der wenigen Überreste der Stadt, an deren Stelle die Spanier begannen Mexiko-Stadt zu errichten.

Karte Mexi2

In den Wohnvierteln Roma und Condesa fanden wir begrünte, schattige Straßen, tolle Gastronomie und szenige Leute. In Polanco hingegen ist die Schickeria zuhause und die Nobel- Boutiquen und -Restaurants reihen sich aneinander. Die Stadt war für uns so europäisch geprägt wie keine andere in Lateinamerika und erstmalig auf der Reise fanden wir die guten Geschäfte nicht nur in Malls, sondern wie Zuhause entlang von Flaniermeilen. Und diese waren so nobel und weitläufig wie wir es wohl überhaupt noch nie gesehen haben. Wir haben Mexiko-Stadt als sehr lebenswert empfunden und das Flair sehr genossen. An einem Abend trafen wir uns mit einem Bekannten, den wir im September in Paracas, Peru kennengelernt hatten und er gab sich besondere Mühe, uns die Besonderheiten der mexikanischen Küche zu zeigen. Unmengen an Tequila, knusprige Heuschrecken auf dem Thunfisch-Steak und Bananenkuchen bescherten uns einen leckeren und sehr lustigen Abend.

Nach der trubeligen Stadt erlebten wir Mexiko wie aus dem Bilderbuch. Auf dem Weg Richtung Süden nach Oaxaca nächtigten wir in einem botanischen Garten inmitten einer staubigen Wüste und riesiger Kakteen. Wir erlebten die ruhigste Nacht seit langer Zeit und einen traumhaften Sonnenunter- und -aufgang. Wenn wir vorab ein Bild von Mexiko im Kopf hatten, dann wohl eine Landschaft wie diese.

Die weitere Strecke nach Oaxaca schlängelte sich durch traumhafte Canyons und schroffe Felsen bis wir schließlich die Stadt erreichten und dort nach ziemlich genau einem Jahr wieder auf Sandra und Timo (bus-life.de) trafen. Die beiden haben wir im Dezember 2016 auf Feuerland kennengelernt und danach immer wieder getroffen. Gemeinsam haben wir die Carretera Austral in Chile absolviert und haben uns danach dann leider immer knapp verpasst. Nun war es aber endlich wieder so weit und wir hatten uns natürlich viel zu erzählen von all den Abenteuern des vergangenen Jahres.

Gemeinsam erkundeten wir Oaxaca, eine sehr hübsche, bunte Künstler-Stadt mit vielen Galerien und Kunsthandwerk und einer der beeindruckendsten Kirchen auf der Reise (Santo Domingo). Zudem ist Oaxaca berühmt für den Mezcal, einen für uns etwas gewöhnungsbedürftigen Schnaps. Je mehr man allerdings davon trinkt, desto erträglicher wird er. So waren wir gut gestärkt für unsere nächsten Ruinen, die Zapoteken-Stadt Monte Alban. Diese liegt oberhalb von Oaxaca auf einem riesigen, künstlich geschaffenen Plateau. Die Stadt besteht aus einem großen Zeremonial- Platz, den die wichtigsten Gebäude umgeben. Da wir in der sengenden Mittagshitze über den staubigen Platz wanderten, entschieden wir uns schnell für ein schattiges Plätzchen mit Blick über die Anlage und genossen die Ruhe inmitten der alten Steine.

Über die weitere Route haben wir während der Tage in Oaxaca lange nachgedacht und diskutiert. So langsam fangen wir an Prioritäten für die verbleibenden Monate auf Reisen zu setzen und haben uns letztlich gegen einen Abstecher auf die Yucatan-Halbinsel entschieden. Für den Besuch dieser touristischen Region hätten wir zusätzliche 3.000 bis 4.000 km fahren müssen und das Urteil anderer Reisender über die Halbinsel fiel sehr gemischt aus. Gerade als Camper gibt es durch die hohe Dichte an Hotels wohl nur wenige schöne Stellplätze, geschweige denn Wildnis.

So fuhren wir wieder in Richtung Norden, umfuhren die Hauptstadt dieses Mal im Süden und landeten gefühlt plötzlich in Norditalien. In Valle de Bravo erholten wir uns von den vielen Kilometern auf einem schönen Stellplatz direkt an einem herrlichen See, schlenderten durch die romantischen Gassen des Orts und konnten uns sogar in einem Delikatessengeschäft mit europäischen Leckereien eindecken. Das Italien-Feeling war perfekt. Eigentlich waren wir allerdings in die Region gefahren, um uns ein einmaliges Naturschauspiel anzusehen. Und auch das sollte alle Erwartungen übertreffen. 150 Millionen Monarchfalter aus dem Nordosten Kanadas und der USA überwintern alljährlich in diesem Gebiet auf über 3.000 m Höhe. Unglaubliche 4.500 km legen Sie hierfür in einer 4-5 wöchigen Reise zurück.

Wir mussten einige Höhenmeter auf rutschigen Waldwegen zurücklegen, um die Schmetterlinge zu entdecken und während wir unten noch skeptisch waren, ob wir wirklich so viele zu Gesicht bekommen würden, waren die Bäume weiter oben dann plötzlich in ein unnatürliches Orange getaucht. Bei näherem Hinsehen entdeckten wir dann tausende und abertausende Tiere an den Ästen, die diese mit ihrem Gewicht ganz schön zum ächzen bringen. Sobald sich die Sonne durch die Bäume kämpft, schweben die Schmetterlinge in die Luft und machen dabei einen Lärm, den wir nicht für möglich gehalten haben. Wir waren völlig begeistert. Als wir wiederum am See saßen und uns von der Wanderung erholten, resümierten wir unsere ersten Wochen in Mexiko. Wir waren uns einig, dass wir wohl nur selten auf der Reise so entspannt gereist sind wie hier. Das angenehme Klima, die guten Stellplätze und die sonstige Infrastruktur, die hübschen und attraktiven Orte, die freundlichen Mexikaner und das leckere Essen bescheren uns ein unglaublich tolles Reiseland.


Unterkünfte:

Ort: Mexiko-Stadt
Art: Hotel
Preis: 120 USD für ein DZ inkl. Frühstück
Annehmlichkeiten: Wifi, Café mit kostenlosen Getränken und Snacks (24h) Sonstiges: sehr schönes, ruhiges, zentral gelegenes Hotel
Link: https://www.centralhoteles.com/en/

Ort: Jardin Botanico de Zapotitlan Salinas Art: Campingplatz
Preis: 200 MXN
Annehmlichkeiten: Toiletten
Sonstiges: wunderschöner, ruhiger Platz inmitten einer Kakteenwüste
Koordinaten: 18.32741, -97.45438

Ort: Oaxaca
Art: Campingplatz
Preis: 250 MXN
Annehmlichkeiten: sauberes Bad mit warmer Dusche, schnelles Wifi, Strom
Sonstiges: sehr freundliche, hilfsbereite Besitzer
Koordinaten: 17.04473, -96.64008

Ort: Valle de Bravo
Art: Campingplatz
Preis: 250 MXN
Annehmlichkeiten: saubere Bäder mit kalter Dusche, Strom
Sonstiges: direkt am See gelegen
Koordinaten: 19.22471, -100.14450

Ein Gedanke zu “Mexiko-Stadt, Oaxaca und 150 Millionen Monarchfalter

  1. Tolle Bilder und sehr interessante Eindrücke. Die Überraschungen nehmen kein Ende, auch nach so langer Reise. Einfach schön. Weiter so.

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