Der Start in unseren Dschungeltrip war etwas holprig mit einer saftigen Flugverspätung, viel Regen und einem etwas unmotiviert wirkenden Guide. Zum Glück wurden wir während der vier Tage im Amazonasbecken Perus von der sagenhaften Natur mehr als entschädigt, etwas Sonne war uns gegen Ende auch noch vergönnt und auch der Guide fand nach einem entsprechenden Hinweis seine Begeisterung für die Flora und Fauna des Regenwalds wieder.
Von Cuzco ist es nur ein kurzer Hüpfer mit dem Flieger über die Anden nach Puerto Maldonado. Eine gute halbe Stunde dauert der Flug, der einen gefühlt in eine völlig andere Welt bringt. Wie ein Schlag traf uns die heiße, feuchte Luft nach den vielen Monaten im kalten, trockenen Altiplano. Aber erst mal mussten wir mit den Herausforderungen eines lateinamerikanischen Inlandsflugs zurechtkommen. Unser Flug wurde weder an den Screens am Flughafen von Cuzco angezeigt, noch gab es irgendwelche Durchsagen oder auffindbares Personal der Fluggesellschaft Avianca. Irgendwann sahen wir noch mehr verlorene Passagiere durch die Abflughalle irren und fanden zumindest schon mal über das Internet eine Verspätung von einer halben Stunde. Also hieß es abwarten. Sage und schreibe zwei Stunden nach der geplanten Abflugzeit konnten wir nach zwei Gatewechseln und viel Verwirrung endlich an Bord unseres nun als pünktlich angezeigten Flugzeugs gehen. Macht ja auch einen viel besseren Eindruck, wenn alle Flüge mit dem Hinweis „pünktlich“ versehen werden. Ob es sich dabei um die ursprünglich geplante Abflugzeit handelt, ist ja nun wirklich nebensächlich… Als wir die endlosen Weiten des Regenwalds mit dem undurchdringlichen Blätterdach und den Flüssen, die sich durch das Dickicht schlängeln dann das erste Mal aus der Luft betrachteten, war die Verspätung und das Chaos am Flughafen schon fast wieder vergessen. Vom Flughafen ging es zunächst zu einem kleinen Flusshafen. Von dort schaukelten wir in einem schmalen Holzboot auf dem Rio Tambopata rund 2,5 Stunden zu unserer ersten Lodge. Unterwegs sahen wir bereits die ersten Wasserschweine am Ufer sitzen.
Die Lodge erreichten wir bereits im Dunklen und konnten uns so gleich das erste Mal durch den dichten Wald schlagen ohne wirklich viel von der Umgebung zu sehen. Vielmehr fühlten wir hin und wieder ein Spinnennetz im Gesicht oder hörten ein Rascheln oder Knacken in unserer Nähe. Willkommen im Dschungel! Bei der Begrüßung in der wunderschönen Lodge, die uns ein wenig an Afrika erinnerte, wurde uns dann mitgeteilt, dass unser Zimmer als einziges etwas abgelegen sei. Also zogen wir unsere Wanderstiefel wieder an und wurden von unserem Guide rund 10 Minuten zu einem Bungalow geleitet, der wirklich mitten im Wald und fernab der anderen Gebäude liegt. Im ersten Moment etwas unheimlich, aber als wir dann das geschmackvolle Innere zu sehen bekamen, war alles Unheimliche wieder vergessen. Alle Gebäude der Lodge stehen auf Stelzen und sind offen gestaltet, nach außen gibt es nur halbhohe Bambuswände oder Geländer. Unser Häuschen bestand aus Schlaf- und Wohnzimmer sowie einem großen Bad. Obwohl alles offen war, waren unsere einzigen Mitbewohner zwei Frösche und viele Motten. Aber vielleicht dank der kleinen Frösche gab es zum Glück keine Moskitos. In der Nacht machte der Regenwald dann seinem Namen alle Ehre und über uns ging ein tropischer Regen nebst Gewitter sondergleichen nieder. Die Stimmung, wenn man inmitten des Regenwald quasi draußen schläft, ist ohnehin gigantisch. Die vielen Insekten sowie die in der Dämmerung aktiven Vögel und auch die Brüllaffen machen richtig Lärm. Aber so ein Gewitter in dieser Umgebung zu erleben, toppte noch einmal alles. Das ganze Haus erzitterte unter dem Donnergrollen und der Regen prasselte auf unser Blätterdach nieder. Unsere geplante Morgenaktivität fiel dann leider dem Regen zum Opfer und auch die nochmals 4,5 stündige Bootsfahrt zur zweiten Lodge fand im tropischen Regen statt.
Das Tambopata Research Center, in dem wir die folgenden zwei Nächte verbrachten, ist deutlich kleiner als die erste Lodge. Die Nähe zur Natur und die Tierbeobachtungen stehen hier noch mehr im Vordergrund. Die im Research Center ansässigen Forscher widmen sich insbesondere den verschiedenen im Amazonasbecken heimischen Aras. Einige der Tiere wurden zum Teil in dem Center aufgezogen, was dazu führt, dass zu den Essenszeiten nicht nur die Gäste am Buffet Schlange stehen. Wenn man nicht aufpasst, mopst ein frecher Ara gerne mal etwas Essen direkt vom Teller… Die großen, bunten Vögel aus solcher Nähe zu erleben ist natürlich einmalig. Leider hielt der Regen fast zwei Tage an, was die Walks durch den Dschungel etwas erschwert hat. Es war matschig und noch feuchter als ohnehin schon, aber vor allem waren die Tiere deutlich schwerer zu finden. Wir hatten dennoch richtig Glück und sahen auf unserem ersten richtigen Streifzug durch den Urwald Kapuziner-Affen und Wildschweine. Im Dunklen bewunderten wir dann riesige Insekten, wie den Eulen-Schmetterling und für unsere Verhältnisse überdimensionierte Grashüpfer und Heuschrecken. Wir sahen Spinnennetze in denen sogar kleine Vögel gefangen werden. Zum Glück rotten sich die Erbauer in einer Netz-Gemeinschaft zusammen und sind nicht so riesig wie die Netze vermuten lassen könnten. Ein wirklich großes Exemplar konnten wir dafür eines Morgens in unserer Dusche begrüßen… Uuuuaaaaahhh!
Der nächste Tag war immer noch grau und recht nass. Dennoch hieß es um 5 Uhr Aufbruch zu einer Salz-Lecke, an der sich in den Morgenstunden Papageien, Aras und Sittiche versammeln, um Lehm zu essen. Der Lehm neutralisiert Giftstoffe, die die Tiere durch unreife Früchte u.ä. aufnehmen. Trotz der Feuchtigkeit versammelten sich einige Vögel an der Lehmwand und boten sowohl einen hübschen Anblick als auch eine fantastische Geräuschkulisse. Nach dem Frühstück ging es gleich weiter auf einen Walk, bei dem wir die nächsten zwei Affenarten sahen und hörten: Brüll- und Totenkopfaffen. Darüber hinaus wanderten wir zu einem Teich, in dem sich mehrere Kaimane und Schildkröten herumtrieben. Auf unserem nächsten Ausflug am Nachmittag begegneten wir einer riesigen Wildschwein-Rotte, die wir zunächst nur hörten und später auch sahen. Wir verhielten uns alle muxmäußchenstill, um die Schweine nicht zu verunsichern und schließlich zog die Gruppe dicht an uns vorbei weiter in den Wald. Wir hatten richtig Herzrasen.
Der schönste Tag war der dritte. Endlich war uns wieder etwas Sonnenschein vergönnt und wir besuchten auf dem Weg zurück zu unserer ersten Lodge eine weitere Salz-Lecke. Wir hatten gerade unsere Klappstühle aufgestellt, da nahmen bereits viele Hundert Papageien auf der Lehmwand Platz. Kurze Zeit später gesellten sich Aras hinzu und boten mit ihren prächtigen Farben ein grandioses Schauspiel (für die Ornithologen unter den Lesern: Hellroter Ara, Ararauna und Grünflügelara sowie bei den Papageien: Mülleramazone, Schwarzohrpapagei und Surinamamazone). Wieder in der anderen Lodge angekommen, besuchten wir ein Adlernest, in dem ein zwei Monate altes Harpyie-Adler-Baby auf die Fütterung durch die Mutter wartete. Ganze Affen oder auch Faultiere werden von der Mutter für das Kleine mundgerecht zerlegt. Durch die von den Biologen angebrachte Kamera, konnten wir das Küken in aller Ruhe und aus sicherer Entfernung beobachten. Später hatten wir die Gelegenheit einen fast 40 Meter hohen Turm zu besteigen und so das Blätterdach und sogar diverse Tukan-Arten aus nächster Nähe zu bewundern. Wiederum gab uns ein Biologe einen Einblick in die Arbeit, dieses Mal wurde mit Hilfe einer Drohne das Wachstum und das Früchtereichtum der hier heimischen Paranuss-Bäume dokumentiert.
Neben all den Tieren hat uns die unvergleichliche Vegetation begeistert. So viel Grün und riesige Bäume, wie Zedern, Eisenbäume sowie kuriose Arten, wie die Wanderpalme, die sich im Jahr bis zu 30 cm weiterbewegen kann. Der Dschungel war für uns noch einmal eine ganz neue Seite Südamerikas, die nicht einfach zu bereisen ist, gerade mit dem Auto. Insofern sind wir froh, dass sich nun die Gelegenheit für diesen Abstecher geboten hat, denn immerhin nimmt der Regenwald rund zwei Drittel Südamerikas, und fast den gleichen Anteil Perus ein. Die Trips sind nicht gerade günstig, gerade wenn man nicht Zelten möchte. Allerdings leistet man mit so einer Reise, je nach Veranstalter, häufig auch einen Beitrag zum Schutz des Regenwalds und zu der wertvollen Arbeit der Wissenschaftler. Denn auch die schädlichen Eingriffe der Menschen in die Landschaft konnten wir mit eigenen Augen sehen. Die Schneisen und Felder, die zum Beispiel von den Goldschürfern noch immer in den Wald geschlagen werden, sind von erschreckendem Ausmaß. Weniger sichtbar, aber genauso verheerend wirken sich die für die Goldgewinnung verwendeten Chemikalien auf das Ökosystem aus. Darüber hinaus werden die im Regenwald existierenden indianischen Gemeinden von dem von uns gewählten Veranstalter „Rainforest Expeditions“ in den Tourismus eingebunden. Dieses Engagement hat uns ein besseres Gefühl gegeben, wenn wir schon so eine entlegene Region als Touristen besuchen.
Unterkünfte
Ort: Tambopata NP
Art: Lodge
Preis: auf Anfrage (über einen Veranstalter zu buchen)
Annehmlichkeiten: warmes Wasser, Strom 3x am Tag, dann auch Wifi, Vollpension, diverse Aktivitäten
Sonstiges: luxuriöse, wunderhübsche Lodge, das Essen wird in Buffetform serviert und ist eher durchschnittlich
Koordinaten: 12°52′26.92′′S 69°24′46.39′′W
Ort: Tambopata NP
Art: Lodge
Preis: auf Anfrage (über einen Veranstalter zu buchen)
Annehmlichkeiten: warmes Wasser, Strom 3x am Tag, dann auch Wifi, Vollpension, diverse Aktivitäten
Sonstiges: die einzige Lodge im NP jenseits jeglicher Zivilisation, gutes Essen (ebenfalls Buffet), sehr familiär, freundliches Personal, die Aras kommen direkt in die Lodge
Koordinaten: 13°08′01.11′′S 69°36′38.52′′W
Link zum Veranstalter: Rainforest Expeditions
Was für ein Traum!!!! Diese herrlichen Bilder. Einfach toll und an Erlebnissen wohl kaum noch zu überbieten. Wir freuen uns so sehr für euch. Hel
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Hallo ihr beiden schön zu hören das es euch auch ohne dulli gut geht. Hatte auch einmal das vergnügen im Regenwald in einer Lodge zu übernachten, als ein Sturm aufzog wollte ich Fenster schließen, aber es gab keine Fenster, so musste ich die Nacht mit Mondschein und seinen Geräuschen so verbringen ein tolles Erlebnis. Hoffe dass euch der Fehlerteufel in Zukunft verschont, danke für eure authentischen Berichte, und bleibt mir gesund. Liebe Grüße Heinz
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