Der Weg von Medellin an die kolumbianische Karibikküste ist lang, zu großen Teilen kurvig und hat keine lohnenswerten Zwischenstopps. Da wir dennoch zunächst überraschend gut vorankamen, entschieden wir uns spontan für eine Gewalttour und legten in strapaziösen 10 Stunden die 500 km bis an die Bahia Cispata zurück. Gegen Ende mussten wir zu allem Überfluss noch im Schritttempo eine halbe Stunde einem Trauermarsch folgen und waren dann völlig erledigt, als wir bei abends noch tropischen 36 Grad schwankend aus dem Auto stiegen. Geschafft! Angekommen am nördlichen Ende Südamerikas, fast ein Jahr nachdem wir ganz im Süden in Ushuaia aufgebrochen sind. Den nächsten Tag nutzten wir dann ausschließlich, um uns in der neuen Umgebung einzufinden, uns irgendwie an die hohen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit zu gewöhnen und das karibische Flair zu genießen. Der erste Besuch eines karibischen Strands verschlug uns dann vor allem wegen der badewannentauglichen Wassertemperatur fast die Sprache.

Karte Küste

Eine weitere lange Fahrt und eine erneut erfolglose Suche nach einem geeigneten Stellplatz später, verschlug es uns völlig überraschend für ein paar Tage in ein bürgerliches Leben zurück. Ganz spontan fanden wir ein Apartment in einer nagelneuen, schicken gated Community, welches wir als erste Mieter überhaupt direkt für ein paar Tage anmieteten. Was für ein Luxus mal wieder eine top-moderne, eigene Küche nebst Waschmaschine zu haben, von dem riesigen Pool in der Anlage ganz zu schweigen. Die Klimaanlage gestaltete die Tage und vor allem die Nächte ebenfalls erträglicher und einen Kite-Strand gab es auch noch um die Ecke (auch wenn der Wind noch etwas zu wünschen übrig ließ…). Unsere Overlander-Freunde Ioannis und Rochelle (http://www.overlanddiaries.com), die wir im April in Argentinien kennengelernt haben, verweilten ganz in der Nähe und wir luden sie sofort zu uns ein. Wann konnten wir das letzte Mal Gäste einladen? Wir können uns kaum daran erinnern… Wir verbrachten einen tollen und leckeren Abend miteinander. Die beiden freuten sich ebenfalls über die gut ausgestattete Küche, tobten sich so richtig aus und wir kamen in den Genuss eines fantastischen griechischen Hähnchens. Wir haben die Tage in dem Appartement wirklich sehr genossen. Wir mussten uns zur Abwechslung mal um nichts kümmern und uns keine Gedanken um den Verbleib des Autos machen. Dulli stand sicher hinter hohen Mauern und auch wir konnten uns in der Wohnanlage sehr frei bewegen. Für ein paar Tage klasse, wir realisierten aber auch wie deprimierend so ein Leben auf Dauer sein muss. Wir wurden Zeuge davon, wie wohl viele wohlhabende Menschen in Lateinamerika leben. Hinter hohen Mauern und in einer künstlichen Parallelwelt. Ein Pool, Fitnessstudio, Tennis- und Basketballplatz und auch die Joggingstrecken und „Fahrradtouren“ (oder wie auch immer man es nennen möchte, wenn man abends mit dem Hightech-Fahrrad um den Parkplatz kreist) verliefen ausschließlich auf dem überschaubaren Gelände der Wohnanlage. Was für ein Luxus-Gefängnis. Wir haben solche Wohnkomplexe zwar schon oft gesehen, aber die Perspektive von innen war doch noch einmal spannend aber auch schockierend. Bei allem Verständnis für den Wunsch nach Sicherheit würden wir so nicht auf Dauer leben wollen.

Auf dem weiteren Weg an der Karibikküste entlang machten wir einen Abstecher in den Tayrona- Nationalpark, der östlich von Santa Marta wilde Strände und dichte Vegetation bietet. Das große Manko an dem Park ist allerdings, dass man an den meisten der Strände aufgrund der starken Strömungen nicht baden darf. Auf eine Wanderung bei schwülen 36 Grad zur nächsten Badebucht hatten wir auch keine richtige Lust und so schwitzten wir nur fröhlich vor uns hin und flohen am nächsten Tag einige Kilometer weiter in ein Surf-Camp, welches über einen ähnlich naturbelassenen Strand verfügt. Hier fanden wir Abkühlung in dem aufgewühlten, angenehm kühlen und so gar nicht karibischen Wasser und genossen die entspannte Atmosphäre in dem Camp wiederum gemeinsam mit Ioannis und Rochelle.

Anschließend freuten wir uns eigentlich auf einige Kite-Tage in Riohacha. Daraus wurde aber leider nichts. Es gab keinen Wind und das Hostel, das uns zum Camping empfohlen wurde entpuppte sich als sehr rustikal und nicht wirklich einladend, um auf besseren Wind zu warten. Unsere ohnehin schon von Insekten-Bissen übersäten Beine wurden hier weiter traktiert und wir beschlossen nach nur einer Nacht umzukehren. Wir hatten zwar noch Zeit bis wir für Dullis Verschiffung wieder in Cartagena sein mussten, aber hier wollten wir die Zeit nicht verbringen. So fiel unser Stopp an dem für uns nördlichsten Punkt Südamerikas wider Erwarten sehr kurz aus und wir entschieden uns stattdessen für einen Abstecher in die Sierra Nevada de Santa Marta. Die Küste hatten wir inzwischen zur Genüge gesehen und die ganz große Begeisterung wollte einfach nicht aufkommen. Alles was Kolumbien für uns im restlichen Land so schön und liebenswert gemacht hatte, gab es hier nicht mehr. Die Sauberkeit war erneut Müll an den Straßenrändern und Stränden und die freundlichen Menschen tendenziell eher aufdringlichen Verkäufern von allerlei Nutzlosem und Touren gewichen und die schwüle Hitze nebst den stechenden Insekten tat ihr Übriges. Einfach weiterfahren wie wir es sonst zu tun pflegen ging in diesem Fall durch die gebuchte Verschiffung aber nicht und so machten wir das Beste draus. Wenn wir etwas auf der Reise gelernt haben, dann ist es Improvisation und auch dieses Mal waren wir damit sehr erfolgreich. Die Strecke in die Sierra Nevada verlief auf einer abenteuerlichen Piste und seit Langem war Dulli mal wieder etwas gefordert. Nach dem vielen Asphalt machte das richtig Spaß. In einem Eco-Hostel verbrachten wir zwei tolle Tage mitten im Dschungel. Wir genossen die Vegetation, die glasklaren Flüsse, die zum Teil in Wasserfällen von den Bergen herunterstürzen und die zumindest nachts deutlich frischere Luft. Das zweite Mal auf der gesamten Reise wurden wir auch gleich freundlich von einer riesigen Spinne in unserem Zimmer begrüßt. Malte hatte noch Übung aus dem Amazonas und erlegte sie zum Glück schnell und fachmännisch.

Wir wanderten zu einem Aussichtspunkt über Santa Marta und die Bucht und besuchten eine Bekannte aus Hamburg in dem Natur-Reservat ihrer Familie (https://www.reserva-biologica- caoba.com) ganz in der Nähe von unserem Hostel. Die ganze Umgebung war für uns geradezu paradiesisch. Katha zeigte uns stolz das ganze Reservat, wir bewunderten Kaimane, Schildkröten, Aras und die riesigen Süßwasserfische Arapaima, wir konnten in einem der Flüsse baden, aßen gemeinsam zu Mittag und hatten uns viel zu erzählen. Für uns war der Ausflug in die Sierra Nevada der schönste Teil des karibischen Nordens Kolumbiens.

Nach diesen kontrastreichen Tagen ging es für uns wieder zurück nach Cartagena. Dullis Verschiffung nach Mexiko und Weihnachten standen vor der Tür. Für Dulli stand also ein Großputz an und wir mussten packen und die restlichen Sachen im Auto gut verstauen. Die ganze Verschiffungsprozedur war deutlich aufwendiger als wir es aus Hamburg kannten, aber dank der Hilfe unseres Agenten meisterten wir die vielen Termine im Hafen inklusive der intensiven Drogeninspektion durch die Polizei erfolgreich (eine detaillierte Anleitung zur Verschiffung findet ihr hier). Während dieser Tage sahen wir völlig überraschend noch einmal Herke und Marleen wieder und verbrachten einen herrlichen Tag miteinander. Dies war nun aber definitiv das letzte Mal dass wir die beiden in Südamerika sehen würden nachdem wir sie seit unserem Kennenlernen in der Atacama-Wüste in Chile in jedem Land getroffen haben und inzwischen unglaublich viele Erinnerungen miteinander teilen. So waren wir richtig emotional als wir den Pathfinder der beiden am nächsten Tag ein letztes Mal wegfahren sahen. Über die Feiertage ging es dann ganz luxuriös ins Hotel, direkt im Zentrum von Cartagena. Städte lassen sich ohne Auto ohnehin am besten erkunden und diese entpuppte sich als absolutes Highlight und als die für uns schönste Stadt auf dem Kontinent. Das beste kommt eben manchmal zum Schluss. Sogar etwas Weihnachtsstimmung kam bei der weihnachtlichen Beleuchtung der hübschen Straßen auf, obwohl wir in der tropischen Hitze durch die romantischen Gassen bummelten.

Bei einer Freewalking Tour verschafften wir uns zunächst einen Überblick über das historische Zentrum, um dann in den nächsten Tagen alles auf eigene Faust zu erkunden. Neben den vielen Boutiquen, Cafés und den sensationellen Aussichtspunkten auf der alten Stadtmauer (gerade zum Sonnenuntergang) begeisterte uns die gastronomische Szene der Stadt (unsere Restaurant- Empfehlungen finden sich unter dem Text). Es war mal wieder richtig toll in einer Stadt einige Tage zu verbringen. So kennt man sich irgendwann ein wenig aus, es kommt etwas „Zuhause-Gefühl“ auf und sogar ein Stammlokal hatten wir. Im „Oh la la“, einem französischen Bistro nahmen wir regelmäßig ein Essen oder mindestens noch einen Absacker ein und meldeten uns sogar spontan zum Kochkurs an.

Diesen absolvierten wir gemeinsam mit unserer Freundin Julia, die uns über den Jahreswechsel besuchte. Der erste Besuch aus der Heimat seit vielen Monaten. Wir freuten uns nicht nur über die vielen intensiven Gespräche, die wir im Laufe der Tage führten sondern auch über den frischen Blick auf die Stadt und Kolumbien im allgemeinen. Denn auch wir bleiben leider nicht davon verschont, nach so vielen Monaten in mancher Hinsicht etwas „abgestumpft“ zu sein und die vielen tollen und spannenden Aspekte Lateinamerikas gar nicht mehr so intensiv wahrzunehmen und zu genießen. Gemeinsam mit Julia kam aber wieder mal ganz neue Abenteuerlust und Entdeckergeist auf und wir genossen die Zeit in den trubeligen Straßen Cartagenas während der absoluten Hauptsaison sehr. An Silvester konnten wir das Feuerwerk am Strand und über der Altstadt direkt von dem Balkon unseres Apartments bewundern und es wurde ein sehr schöner und ganz ungewohnter Jahreswechsel.

Zum Auskatern ging es am 1. Januar auf eine Privatinsel der Islas Rosario, wo das glasklare Wasser im Gegensatz zu dem an den Stadtstränden Cartagenas so richtig karibisch war. Wir konnten einen Lunch unter den schattenspendenden Bäumen der Koralleninsel einnehmen, auf den Liegen entspannen und beim schwimmen sogar ein paar bunte Fische beobachten. Ein gelungener und sehr entspannter Start in das neue Jahr. Bevor es wieder mit dem rasanten Speedboat zurück nach Cartagena ging wünschte uns dann auch noch ein Pelikan Glück für das neue Jahr indem er uns alle drei so richtig schön von oben bis unten vollkackte… 🙂 Wenn das kein Glück für all unsere Vorhaben bringt, dann wissen wir auch nicht weiter. In diesem Sinne wünschen wir euch allen ein glückliches und gesundes Jahr 2018!


Restaurants in Cartagena:

Moshi http://moshico.com.co japanisch karibische Fusion, eins der besten Restaurants der Reise

923 Tapas & Vino Bar in Getsemani, sehr entspannt, mit leckerem Essen und Wein und einem extrem freundlichen Besitzer

Oh la la, https://www.facebook.com/OhlalaCartagena/ französisch karibische Fusion in sehr schönem Ambiente, Kochkurse

Unterkünfte:

Ort: San Antero
Art: Campingplatz
Preis: 25.000 COP
Annehmlichkeiten: saubere Bäder, kalte Dusche, Wifi, überdachter Sitzplatz mit Ventilator
Sonstiges: sehr freundliche Besitzerin, 10 min zum Strand
Koordinaten: 9.39485, -75.77483

Ort: Manzanillo del Mar
Art: Appartement
Preis: 45 USD
Annehmlichkeiten: Wifi, Pool, Fitnessstudio, Waschmaschine, voll ausgestattete Küche, 2 Schlafzimmer, 2 Badezimmer
Sonstiges: nagelneues Appartement für bis zu 4 Personen in einer gated Community Koordinaten: 10.524408, -75.468041

Ort: Tayrona Nationalpark
Art: Campingplatz
Preis: 30.000 COP
Annehmlichkeiten: Toiletten, kalte Duschen, Wifi, Kiosk
Sonstiges: einfacher Platz direkt am Strand, Baden ist leider verboten
Koordinaten: 11.30542, -73.91647

Ort: östlich des Tayrona Parks
Art: Camping in einem Surf-Hostel
Preis: 35.000 COP
Annehmlichkeiten: Toiletten, kalte Duschen, Wifi, Restaurant, Outdoor-Gym, Hängematten Sonstiges: sehr entspanntes Surf-Camp mit toller Atmosphäre
Koordinaten: 11.27110, -73.84244Ort: Riohacha
Art: Camping vor einem Hostel
Preis: 20.000 COP
Annehmlichkeiten: Toiletten, kalte Duschen, Wifi
Sonstiges: sehr einfaches, eher ungepflegtes Hostel mit einer insektenverseuchten Wiese, auf der man campen darf
Koordinaten: 11.55723, -72.89724

Ort: Sierra Nevada de Santa Marta
Art: Eco-Hostel
Preis: 40 EUR für ein DZ mit eigenem Bad
Annehmlichkeiten: zwei Pools, gutes Restaurant, Wifi zu bestimmten Zeiten
Sonstiges: sehr schönes, einfaches Hostel in dschungeliger Umgebung, nette Atmosphäre Koordinaten: 11.20115, -74.10008

Ort: Cartagena
Art: Hotel
Preis: ab 100 USD
Annehmlichkeiten: Pool, Restaurant, Bar, Spa, Dachterrasse
Sonstiges: wunderschönes, recht neues Hotel in einem alten Gebäude in Getsemani Link: https://hotelcapellandegetsemani.com

Ort: Cartagena, Bocagrande
Art: Appartement
Preis: ab 50 USD
Annehmlichkeiten: Wifi, Pool, zwei Bäder, Waschmaschine
Sonstiges: Meerblick
Koordinaten: 10.400007, -75.559863

3 Gedanken zu “Die Karibikküste Kolumbiens

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