Los Angeles mit einem Camper zu bereisen ist durchaus eine Herausforderung. Das wussten wir zum Glück vorher und wollten die Stadt dennoch auf keinen Fall auslassen. Denn auch wenn es nicht mehr so entspannt zugeht wie in San Diego und die Leute in L.A. eine ganze Ecke überheblicher sind, hat die Stadt ihren Reiz. Die verschiedenen Stadtteile haben alle ihre ganz eigene Atmosphäre und vielerorts kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Aber zunächst stellten wir uns der Herausforderung einen Schlafplatz zu finden und kapitulierten schließlich, indem wir die Hotelkarte zogen. Den zweiten Strafzettel nach dem in San Diego wollten wir nicht riskieren, unauffällig in Wohngegenden campen können wir mit unserem Hubdach auch nicht und jeden Tag viele Kilometer in die Stadt reinzufahren fanden wir auch doof. Wir versuchten uns wiederum an der Variante mit der Übernachtung vor einem Hostel, die in San Diego so gut funktioniert hat, aber leider vergebens. Wir merkten schnell, dass das Leben im Auto in L.A. weniger mit der romantischen Idee vom „Vanlife“ oder dem großen Abenteuer verbunden wird, sondern wir vielmehr als quasi obdachlos und asozial angesehen wurden. Da half es auch nicht, dass wir bereit waren den ohnehin schon absurden Preis für ein Hostelbett zu bezahlen ohne dieses zu benutzen. Da Dulli die meisten Garagenhöhen sprengt und wir am Ende schon leicht entnervt waren, entschieden wir uns für zwei teure Nächte im Hotel mit Valet Parking und beschlossen nicht mehr über die hohen Kosten für ein eher durchschnittliches Hotel nachzudenken, sondern uns auf die Stadt einzulassen und den Trubel zu genießen.

Karte Kalifornien

Am ersten Abend unternahmen wir dann auch gleich einen Schaufensterbummel auf dem berühmten Rodeo Drive, bestaunten die künstliche Glitzer-Welt und fühlten uns schnell wirklich relativ weit unten angesiedelt in der hiesigen Gesellschaft. 🙂 Der Prunk und Protz ging vielfach schon in die Richtung des geschmacklosen, faszinierend war diese Welt aber dennoch. Am Tag darauf ging es dann etwas bodenständiger weiter mit einem Frühstück auf dem sehr schönen Farmers Market in Fairfax. Die Fahrt über den Hollywood Boulevard unternahmen wir danach im Schnellverfahren. Von einer früheren Reise hatte ich das eher unattraktive Erscheinungsbild noch gut in Erinnerung, aber natürlich mussten wir einmal mit Dulli am Walk of Fame und am Dolby Theatre vorbei fahren. Durch die Hollywood Hills, vorbei am berühmten Hollywood Schild und an unzähligen Prachtvillen fuhren wir nach Bel Air, die berühmte Wohngegend, die alles andere noch einmal übertrifft. An vielen Stellen lassen hohe Mauern und riesige Tore nur erahnen, welche Dimensionen die Anwesen dahinter haben. Zudem fiel uns auf, dass es entlang der Straßen keine Bürgersteige gibt und uns somit auch kein Mensch begegnete. Hier wird wohl nur mit dem riesigen SUV hinter hohen Mauern geparkt, sonstiges Leben außerhalb des eigenen Grundstücks findet nicht statt.

Dieser kleine Eindruck von Hollywood war für uns völlig ausreichend und wir beschlossen dem Großstadttrubel erst mal wieder ein bisschen zu entkommen und uns den Strandorten L.A.s zu widmen. Santa Monica mit dem bekannten Pier hat ein wirklich tolles Flair, gediegen aber lässig und entspannt. Die Sportmöglichkeiten direkt am Strand sind vielfältig und wir bewunderten sowohl die Bodybuilder an den Geräten als auch die Jogger, Radler und Inline Skater auf dem direkt auf den Strand gebauten Radweg. Den wollten wir auch unbedingt benutzen und mieteten uns spontan zwei Elektro-Roller mit denen wir bis zum berühmten Muscle Beach in Venice düsten. Mit Elektroantrieb zwar nicht so richtig sportlich aber ganz schön flott und sehr spaßig. Venice hat Hippie-Flair, ziemlich viele verrückte Leute auf der Strandpromenade und einen florierenden Handel mit (in Kalifornien inzwischen legalem) Marihuana. Da reichte uns ein kleiner Eindruck und zurück ging es auf unseren kleinen Rollern nach Santa Monica.

Am Abend bummelten wir durch das schicke, aber junge West Hollywood und beendeten unsere kleine Tour durch L.A. auch schon wieder. Für einen Eindruck hat es gereicht, um so richtig in die verschiedenen Stadtteile einzutauchen braucht man aber definitiv mehr Zeit (und Geld). Uns hat es aber viel Spaß gemacht für einen Tag mal wieder so richtig Tourist zu sein und nichts anderes vorzuhaben als Sightseeing. Auf dem Weg weiter nach Norden hielten wir noch kurz in Malibu und beneideten die dortigen Hausbesitzer um ihren direkten Strandzugang. Unsere Frühstückspause legten wir an einem der darauffolgenden Strände ein. Wir wussten, dass Grauwale im April von der Baja California, wo sie im Winter ihre Jungen zur Welt bringen, wieder zurück nach Alaska ziehen und man dort gute Chancen hat einen Blick auf die Tiere zu erhaschen. So richtig haben ihr nicht damit gerechnet, als plötzlich tatsächlich direkt vor uns und keine 50 m vom Strand entfernt eine große Fontäne in die Luft spritzte und zwei Walrücken sichtbar wurden. Wir waren völlig aus dem Häuschen, Wale gehören noch immer zu den beeindruckendsten Tieren, die wir auf unserer Reise zu sehen bekommen. Eine Weile konnten wir die beiden Riesen beobachten, bevor sie gemächlich weiter nach Norden zogen.

Wir taten es ihnen gleich, legten im hübschen, kolonialen Santa Barbara allerdings nur einen kurzen Stopp ein, da es wiederum keine Campingmöglichkeiten gab. Einige Kilometer weiter wurden wir dann aber direkt am Strand fündig und mieteten uns einen der riesigen Stellplätze auf einem Campingplatz gemeinsam mit Sandra und Timo, die wir inzwischen wieder eingeholt hatten. Endlich mal wieder richtiges Camping mit Grillen, Lagerfeuer und herrlichem Wetter direkt am Strand. Das Kitesurfen verkniffen wir uns hier lieber. Zum einen waren die Wellen sehr groß und brachen zum Teil noch weit entfernt vom Strand, zum anderen kam ein Kitesurfer etwas hektisch aus dem Wasser, nachdem er einen 5m großen weißen Hai direkt unter seinem Brett gesichtet hatte. Am Strand war es aber auch sehr schön…

In Pismo Beach, unserer nächsten Station, mussten wir dann das erste Mal in den USA Wäsche waschen und stellten fest, dass dies ein Aspekt ist, der außerhalb Lateinamerikas für uns definitiv aufwändiger wird. Es gibt leider keine Wäschereien mehr, die für wenige Pesos unsere Wäsche waschen. Jetzt heißt es, ab in den Waschsalon und selber die riesigen Maschinen befüllen. Auch das ist halb so wild, aber die vorherige Variante hat uns trotzdem besser gefallen. 🙂 In Pismo Beach gibt es aber nicht nur Waschsalons sondern auch den einzigen Strand an der Küste, den man mit dem Auto befahren darf. Da mussten wir natürlich hin und Dulli durfte sich ein bisschen im Sand austoben. Hat er ziemlich gut und entspannt gemacht und wir haben mal wieder ein paar Fotos von unserem Liebling gemacht.

Big Sur einige Kilometer weiter im Norden ist eines der Highlights an der kalifornischen Küste. Ein landschaftlich sehr reizvoller, rund 90 Meilen langer Abschnitt entlang des Pazifiks auf der einen, und entlang der Berge mit Wasserfällen, Schluchten und Redwood Wäldern auf der anderen Seite. Aufgrund eines Erdrutsches ist momentan allerdings ein Teil der Strecke nicht befahrbar und wir mussten einen kleinen Schlenker durch das Inland machen, um dann quer durch die Berge wieder auf die Küstenstraße zu gelangen. Die Ausweichstrecke war allerdings traumhaft schön und somit überhaupt kein Problem. Direkt von unserem Campingplatz aus konnten wir kleine Wanderungen unternehmen und bewunderten die ersten großen Redwood Bäume und gelangten zu vier ausrangierten Kalkbrennöfen, die vor fast 150 Jahren in Betrieb waren. Der Kalk wurde unter anderem für die Herstellung von Zement zum Bau von Gebäuden in San Francisco verwendet.

Durch das vornehme Carmel by the sea fuhren wir nach Monterey, einem nicht allzu spannenden Küstenort. Wir nächtigten wiederum gemeinsam mit Sandra und Timo auf einem Campingplatz oberhalb der Stadt im Grünen. Nachts wurden wir von Schmatzgeräuschen geweckt und konnten durch unsere Fenster zwei Rehe beobachten, die sich direkt neben Dulli das Gras schmecken ließen. Wir freuten uns über so viel Natur inmitten der Stadt. Der letzte Stopp vor der nächsten Metropole, San Francisco, war Santa Cruz. Diese entspannte Surfer-Stadt bietet vor allem alles was mit der Sportart zu tun hat. Surf-Shops, -Schulen und jede Menge lässige Menschen, die im Neoprenanzug durch die Straßen radeln, immer auf der Suche nach der perfekten Welle.

Die Fahrt an der kalifornischen Küste war für uns ein richtiges Highlight und wir haben die Zeit trotzt der widrigen Umstände mit sehr teuren Campingplätzen und wenig Wildcamping Möglichkeiten sehr genossen. Eine sehr gute und deutlich günstigere Variante zum Übernachten ist das Teilen von Stellplätzen auf den Campingplätzen. Da die Plätze ohnehin auf die riesigen, amerikanischen RVs ausgelegt sind, passt man mit zwei kleinen Campern locker zu zweit drauf. Und das Grillen und die Lagerfeuer machen zu viert auch viel mehr Spaß.


Unterkünfte:

Ort: Los Angeles
Art: Hotel
Preis: 260 USD
Annehmlichkeiten: Valet Parking für 45 USD, Spa, Pool, Restaurant
Sonstiges: etwas in die Jahre gekommenes Hotel, Preis-Leistungsverhältnis ist für LA wohl normal, für uns eher schlecht
Koordinaten: 34.07616, -118.377535

Ort: Jalama Beach
Art: Campingplatz
Preis: 45 USD für 2 Autos auf einem großen Platz
Annehmlichkeiten: Toiletten, warme Duschen, Wifi, Restaurant, Strom
Sonstiges: direkt am Strand gelegen
Koordinaten: 34.51046, -120.50001

Ort: Pismo Beach
Art: Campingplatz
Preis: 30 USD für 2 Autos auf einem großen Platz
Annehmlichkeiten: Toiletten, warme Duschen
Sonstiges: direkt am Strand gelegen
Koordinaten: 35.12909, -120.63520

Ort: Limekiln State Park (Big Sur)
Art: Campingplatz
Preis: 45 USD für 2 Autos auf einem großen Platz
Annehmlichkeiten: Toiletten, warme Duschen
Sonstiges: kürzere Wanderungen direkt vom Platz, von einigen Plätzen schöner Ausblick auf den Pazifik
Koordinaten: 36.00912, -121.51912

Ort: Monterey
Art: Campingplatz
Preis: 38 USD für 2 Autos auf einem großen Platz
Annehmlichkeiten: Toiletten, warme Duschen
Sonstiges: fußläufig zur Innenstadt, sehr schöner, ruhiger Platz
Koordinaten: 36.59886, -121.91130

Ort: Nahe Santa Cruz
Art: Campingplatz
Preis: 45 USD für 2 Autos auf einem großen Platz
Annehmlichkeiten: Toiletten, warme Duschen
Sonstiges: direkt am Strand, 10 km ins Zentrum von Santa Cruz
Koordinaten: 36.98007, -121.93370

Ein Gedanke zu “Los Angeles und der Pacific Coast Highway

  1. Hallo ihr zwei vielen dank für eure Berichte Amerika zwischen reich und arm muss man selber erleben, das Wort sozial kennen sie nicht ist für
    ein Fremdwort. Bleibt mir gesund liebe grüße Heinz. Bin jetzt wieder sehr viel unter Wegs, dass macht uns beiden viel Spass.

    Gefällt 1 Person

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