Eine „Sunset-Cruise“ kündigte der Kapitän unserer Fähre nach Vancouver Island an und er hat nicht zu viel versprochen. Während eines traumhaft schönen Sonnenuntergangs schipperten wir die kurze Strecke auf die Insel und landeten schließlich in der Hauptstadt Victoria. Diese ist so britisch wie kaum eine Stadt in Großbritannien und es gab Tea Time, Yorkshire Pudding, Pimms und Pubs an jeder Ecke. Die Stadt ist erstaunlich attraktiv und gewachsen, eine Seltenheit im nordamerikanischen Westen. Wir genossen den Stadtbummel und die vielen interessanten Geschäfte und Lokale und das spannende Royal British Columbia Museum, in dem man in die Welt der Ureinwohner genauso eintauchen kann wie in die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Abends gab es herausragendes, französisches Essen in einer netten Brasserie, die zur Abwechslung mal nicht in einem Fachmarktzentrum lag, wie die meisten Restaurants sonst im Westen der USA und Kanada (https://www.lecole.ca).
Reiseblog
Los Angeles und der Pacific Coast Highway
Los Angeles mit einem Camper zu bereisen ist durchaus eine Herausforderung. Das wussten wir zum Glück vorher und wollten die Stadt dennoch auf keinen Fall auslassen. Denn auch wenn es nicht mehr so entspannt zugeht wie in San Diego und die Leute in L.A. eine ganze Ecke überheblicher sind, hat die Stadt ihren Reiz. Die verschiedenen Stadtteile haben alle ihre ganz eigene Atmosphäre und vielerorts kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Aber zunächst stellten wir uns der Herausforderung einen Schlafplatz zu finden und kapitulierten schließlich, indem wir die Hotelkarte zogen. Den zweiten Strafzettel nach dem in San Diego wollten wir nicht riskieren, unauffällig in Wohngegenden campen können wir mit unserem Hubdach auch nicht und jeden Tag viele Kilometer in die Stadt reinzufahren fanden wir auch doof. Wir versuchten uns wiederum an der Variante mit der Übernachtung vor einem Hostel, die in San Diego so gut funktioniert hat, aber leider vergebens. Wir merkten schnell, dass das Leben im Auto in L.A. weniger mit der romantischen Idee vom „Vanlife“ oder dem großen Abenteuer verbunden wird, sondern wir vielmehr als quasi obdachlos und asozial angesehen wurden. Da half es auch nicht, dass wir bereit waren den ohnehin schon absurden Preis für ein Hostelbett zu bezahlen ohne dieses zu benutzen. Da Dulli die meisten Garagenhöhen sprengt und wir am Ende schon leicht entnervt waren, entschieden wir uns für zwei teure Nächte im Hotel mit Valet Parking und beschlossen nicht mehr über die hohen Kosten für ein eher durchschnittliches Hotel nachzudenken, sondern uns auf die Stadt einzulassen und den Trubel zu genießen.
Mexiko – der erste Eindruck
Ein letzter Stopp stand noch auf dem Programm bevor wir Südamerika nach ziemlich genau 15 Monaten endgültig hinter uns ließen: Bogotá. Statt sofort weiterzufliegen haben wir uns für eine Nacht in der Hauptstadt Kolumbiens entschieden. Ansonsten wäre Kolumbien das erste Land auf der Reise geworden in dem wir die Hauptstadt nicht kennengelernt haben. Und diese hat uns dann an dem einen Nachmittag, den wir ihr widmeten richtig positiv überrascht. Das Viertel La Candelaria hat Charme, etwas Hippie-Flair, bietet unzählige Museen und ist weder von Menschen noch von Autos überlaufen. Wir entschieden uns für einen Besuch des Polizei-Museums, in dem man Kuriositäten von Pablo Escobars Harley bis hin zur vollständigen Kampfausrüstung der aktuellen Spezialeinheiten der Polizei besichtigen kann. Unser Führer erklärte uns alles geduldig und voller Stolz und es hätte eigentlich nicht besser sein können – wenn uns nicht ausgerechnet direkt bei der kolumbianischen Polizei das erste Mal auf der Reise etwas geklaut worden wäre. Am letzten Tag in Südamerika musste das ja noch passieren: als wir den Rucksack den wir für die Dauer der Führung bei den Polizisten hinterlegen mussten wieder entgegennahmen war mein Kindle leider nicht mehr darin. Zum Glück hatten wir sonst alles Wertvolle herausgenommen, ärgerlich war es aber trotzdem.