Seit über 14 Monaten sind wir nun in Südamerika unterwegs und jetzt wird aufgeräumt – mit den Vorurteilen über das Reisen auf diesem Kontinent. Nachdem wir einen großen Teil der Länder hier kennenlernen durften, haben wir uns noch einmal daran erinnert was uns vor und während der Reise so alles an Tipps mit auf den Weg gegeben wurde. Wir nehmen es vorweg: einiges war hilfreich, aber vieles war auch totaler Quatsch! Im ersten Teil geht es um die Themen „Einkaufen und Essen“, „Preisniveau“ und „Sicherheit“. Im zweiten Teil beleuchten wir in Kürze die Straßensituation, einschließlich der benötigten Reichweite bzw. Dieselvorräte, das Camping und das Klima in Südamerika.

Einkaufen und Essen

Was wurde uns nicht alles erzählt. Ab Bolivien nordwärts gibt es keinen Käse mehr. In Kolumbien kann man nur noch Reis und Bohnen kaufen. Schwarzbrot gibt es nirgendwo in Südamerika. In Restaurants gibt es nur Hähnchen und Reis. Alles Quatsch! Wer suchet, der findet. Das Schwarzbrot muss man schon recht intensiv suchen und wird nur in Chile so richtig fündig. Den Rest findet man (fast) immer, teilweise eben nur in den großen Supermärkten. Wir haben in der gesamten Zeit in Südamerika immer eine sehr gute Auswahl an Lebensmitteln vorgefunden, die Auswahl an frischem Obst und Gemüse ist ohnehin fantastisch, das Brot war fast immer sehr gut essbar und selbst gutes Fleisch kriegt man zumindest in den großen Supermärkten häufig. Je nach der Höhe der Importzölle in dem jeweiligen Land, kann man sich sogar mal ein Glas Nutella leisten, wenn es denn sein muss.

Auf die Preise sollte man aber generell achten, sonst landet auch schnell mal ein Stückchen Parmesan für umgerechnet 25 Euro im Einkaufswagen. So ist es uns noch völlig unbedarft im ohnehin teueren Uruguay passiert. Und auch die Qualität der Restaurants ist insbesondere in den größeren Städten häufig gut. Zwar sollte man nördlich von Argentinien und Chile vorsichtig mit ungekochtem Obst und Gemüse sein, aber wenn man sich nicht wagemutig an jeder Straßenecke für ein paar Cent mit Essen versorgt, dann geht auch beim Essengehen nicht viel schief. Im Zweifel kann man auch in den etwas hochwertigeren Restaurants die landestypischen Speisen immer noch zu günstigen Preisen gut essen. Beim Essen ist ein übertriebener Sparzwang eben manchmal keine gute Idee. Eine gute Überleitung zum nächsten Thema:

Preisniveau

In Südamerika ist alles billig? Auf keinen Fall! Die Preise sind von Land zu Land extrem unterschiedlich. Ganz grob kann man sagen, dass das Preisniveau im Verlauf unserer Reise immer niedriger wurde. Während Uruguay mit bis zu 1,66 Euro pro Liter Diesel und Lebensmittelpreisen, die ähnlich hoch oder höher als in Deutschland liegen, die Reisekasse ganz schön schröpft, kann man in Ländern wie Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien sehr günstig leben. Diesel ist eine gute Vergleichsgröße, die aufgrund von Subventionen, Steuern etc. aber nicht komplett mit den sonstigen Preisen im Land korreliert ist. Bei den Lebensmitteln sind die lokalen Produkte immer die günstigsten, die Zölle und damit die Preise für importierte Waren variieren stark. Peru ist uns als das Land mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis beim Supermarkteinkauf in Erinnerung geblieben, während Ecuador mit einem Dieselpreis von 0,25 Euro pro Liter alle anderen Länder unterbietet. Im Schnitt hat uns ein Liter Diesel in Südamerika rund 0,80 Euro gekostet. Insgesamt kann man zudem festhalten, dass sehr hochwertige Hotels, Restaurants usw., die unserem Standard entsprechen, fast europäische Preise haben. In der Nebensaison kann man auch hierbei mal ein Schnäppchen machen, man sollte aber keinesfalls Luxus zum Spottpreis erwarten.

Wir haben die ungefähren Dieselpreise und unser subjektiv empfundenes Preisniveau für Lebensmittel (diese Kosten machen zusammen fast 50 % unseres Reisebudgets aus) der einzelnen, von uns (länger) bereisten Länder noch einmal in einer Tabelle zusammengefasst:

Land

Dieselesel (ungefährer Preis 1L)

Lebensmittel

Uruguay

1,50 EUR

Sehr hohe Lebensmittelpreise, vergleichbar oder sogar höher als in Deutschland

Argentinien

1,00 EUR

Während unserer Zeit in Argentinien war das Preisniveau hoch, Lebensmittel geringfügig günstiger als in Deutschland, durch die hohe Inflation kann sich das aber jederzeit wieder ändern

Chile

0,80 EUR

Chile war spürbar günstiger als Argentinien, die Auswahl in den großen Supermärkten gehört zur besten auf dem Kontinent

Bolivien

0,50 EUR (lokaler Preis), 1,10 (Preis für Ausländer), meistens zahlt man irgendwas dazwischen

Grundsätzlich ist Bolivien sehr günstig, gerade wenn man auf importierte Produkte verzichtet, erstmals waren auch Restaurantbesuche sehr erschwinglich

Peru

0,75 EUR

Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für Lebensmittel, ein großer Einkaufswagen voll (reicht für ca. eine Woche) für rund 100 Euro

Ecuador

0,25 EUR

Das Preisniveau liegt etwas höher als in Peru, vor allem aber sind importierte Produkte verhältnismäßig teuer

Kolumbien

0,75 EUR

Essen gehen in Kolumbien ist häufig gut und preiswert, bei den Supermärkten hängen die Preise vom jeweiligen Geschäft ab. Insgesamt liegen die Preise aber deutlich unter denen in Deutschland.

Sicherheit

Wir wurden vor unserer Abreise eindringlich vor Südamerika gewarnt. „Da wird ja jeder erschossen“ oder ein anderer besonders hilfreicher Kommentar lautete: „Gute Reise, wir sehen uns im Himmel wenn sie dich da drüben abgeschlachtet haben“. Regelmäßig wurden wir zudem gefragt, ob wir denn eine Waffe mitnähmen… Nun ja – solche Äußerungen stammen meistens von Leuten, die noch nie über den Tellerrand geblickt haben und denen erst mal alles außerhalb der heimischen Gefilde Angst macht. Glücklicherweise hat uns das alles nicht von der Reise abgehalten und wir können erstmal Entwarnung geben. Südamerika ist zu großen Teilen wohl besser als sein Ruf. Natürlich ist die Sicherheit nicht mit Europa und insbesondere Deutschland zu vergleichen. Wir mussten aber bisher zum Glück keinerlei schlechte Erfahrungen machen, auch wenn das natürlich nicht bedeutet, dass nie etwas passiert. Auch uns sind unschöne Geschichten zu Ohren gekommen. Die allermeisten Fälle von Kriminalität waren allerdings Diebstahl, Einbrüche ins Fahrzeug u.ä. Das ist sehr unschön und ärgerlich, aber eben auch kein Weltuntergang.

Selbstverständlich wollen wir die Situation aber auch nicht verharmlosen. Auch wir verhalten uns hier anders, als wir es zuhause tun würden. Wir bewegen uns nicht so frei und unbeschwert und schauen mehr darauf wo wir uns befinden, wer in unserer Nähe ist, wo wir das Auto abstellen, was wir in unseren Taschen haben und wo wir unser Lager aufschlagen. Hierbei hängt es sehr stark von der Gegend ab, wie entspannt wir sind. In den Großstädten passiert tendenziell am meisten, hier leben arm und reich häufig nah beieinander und so sind Konflikte vorprogrammiert. Schon einen Block weiter kann sich manchmal der Charakter einer Stadt komplett ändern und so haben wir manches Mal den Rückzug angetreten, wenn wir völlig unbedarft um die falsche Straßenecke gebogen sind.

In den ländlicheren Regionen ist die Situation häufig entspannter. Die dortige Bevölkerung lebt oft ein einfaches Selbstversorger-Leben und ist freundlich und interessiert. Je einsamer die Gegend, desto sicherer haben wir uns grundsätzlich gefühlt. So ist wohl auch Patagonien die Region auf dem gesamten Kontinent, die in dieser Hinsicht am einfachsten zu bereisen ist. Peru (vor allem der Norden) und Kolumbien (als das am dichtesten besiedelte Land und auch hier der Norden) haben wir als die Länder mit der tendenziell schwierigsten Sicherheitssituation empfunden. Diese Einschätzung ist aber eben sehr subjektiv und andere Reisende mögen das ganz anders sehen.

 

Bis es in Teil 2 der Mythen und Wahrheiten zum Reisen in Südamerika weitergeht, könnt ihr auch gerne mal in unsere Tipps & Tricks für Overlander reinschauen. Dort haben wir weitere Themen, die für einen Roadtrip durch Südamerika relevant sind zusammengetragen.

2 Gedanken zu “Mythen und Wahrheiten über das Reisen in Südamerika – Teil 1

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