Bolivien – Das Finale: La Paz und die „Todesstraße“

Unser Aufenthalt in La Paz war zweigeteilt. Zwischendurch legten wir einen Heimaturlaub ein und überraschten unsere Eltern mit unserem plötzlichen Auftauchen. Die Freude war auf beiden Seiten riesig und trotz dubioser Umsätze auf unseren Kreditkarten für die Buchung der Flüge haben sie tatsächlich nichts geahnt. Als wir dann vor der Tür standen, wurden wir fast nicht erkannt, aber schließlich lagen wir uns alle überglücklich in den Armen und hatten nach über acht Monaten auf Reisen viel zu erzählen. Wir wollten einfach mal ein paar Wochen vom Reisen verschnaufen, mal nichts Neues sondern nur Altbekanntes sehen, ein paar Sachen besorgen, die in Südamerika nicht aufzutreiben sind, Ersatzteile für den Dulli beschaffen und vor allem einfach eine schöne Zeit mit unseren Liebsten in der Heimat verbringen. Denn eine Sache, die wir bei all den tollen und aufregenden Erlebnissen der letzten Monate gelernt haben, dann ist es, wie wichtig uns unsere Familien und Freunde sind und natürlich, wie schön auch die Heimat ist (vor allem im Sommer :-). Wir haben unsere Prioritäten unterwegs wirklich gut kennengelernt und unter anderem realisiert, dass wir für entspannte Stunden mit der Familie in unserem Alltag vor der Reise häufig viel zu wenig Zeit und Ruhe hatten. Das wollten wir nun ändern! Daneben haben wir Deutschland mit all seinen Annehmlichkeiten natürlich sehr genossen. Die Supermärkte mit dem gigantischen Angebot, täglich im Grünen joggen zu können, sich keine Gedanken über Schlafplätze, Essen, Dusche usw. machen zu müssen und wir konnten endlich auch die vielen Erlebnisse der letzten Monate ein wenig verarbeitet. Nach dieser Zeit zuhause sind wir mit ganz neuer Motivation und großem Enthusiasmus wieder in unser Abenteuer gestartet.

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Buntes Bolivien – Sucre, Cochabamba und der Torotoro Nationalpark

Von Uyuni ging es ohne weiteren Stopp nach Sucre. Wir sehnten uns einfach zu sehr nach Wärme und der Wetterbericht für die Hauptstadt Boliviens sah vielversprechend aus. Zudem sollte es einen guten Campingplatz geben und, wie bereits erwähnt, ist das in Bolivien nicht mehr selbstverständlich. Die Fahrt war lang, landschaftlich aber sehr reizvoll, wenn auch die Fahrweise der Bolivianer äußerst gewöhnungsbedürftig ist. Riskante Überholmanöver sind an der Tagesordnung und jeder fährt rücksichtslos dicht auf, schneidet und bringt sich und andere regelmäßig in Gefahr. Wir kamen zum Glück alle unfallfrei am Ziel an und bestaunten das wunderhübsche, gepflegte Sucre mit seiner reizvollen kolonialen Architektur. Wir teilten den kleinen Campingplatz mit Franzosen, Schweizern, Deutschen und unseren holländischen Freunden und quartierten uns für ein paar Tage ein. Wir wollten einfach mal einige Tage nicht abbauen müssen, ein paar Sachen erledigen und den Luxus genießen, alles zu Fuß erreichen zu können. Sucre ist für uns die bisher schönste Stadt in Lateinamerika und seit Langem hatte es uns eine städtische Umgebung mal wieder so richtig angetan. Die riesigen, bunten Märkte haben neben Obst, Gemüse, ungekühltem Fleisch und Milchprodukten auch Drogerieprodukte, Blumen, Kleidung und Haushaltswaren im Angebot und ersetzen so einen kompletten Supermarkt. Die Preise lagen erstmals auf unsere Reise deutlich unterhalb des deutschen Niveaus.

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Hoch, Höher, Bolivien

Etwas aufgeregt starteten wir gemeinsam mit Marleen und Herke in Richtung Bolivien. Über die Lagunenroute wollten wir in die Salar de Uyuni fahren. Die Route ist berühmt für die extreme Höhe von durchgehend über 4.000 m, die Offroad Strecken, deren Zustand man erst vor Ort wirklich kennt und natürlich die Lagunen, die dank der enthaltenen Mineralien in vielen verschiedenen Farben schimmern. An der chilenischen Grenzkontrolle erfuhren wir, dass die organisierten Touren mit denen Touristen die Strecke ebenfalls in drei Tagen in Geländewagen zurücklegen, an diesem Tag etwas später aufgebrochen sind, aufgrund der schlechten Strassenverhältnisse und Schnee. Das steigerte unsere Nervosität noch etwas, aber wir waren auch voller Vorfreude auf dieses neue Kapitel unserer Reise.

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Von Salta in die Atacamawüste

Salta war, wie die meisten Städte auf unserer Reise, für uns vor allem ein Versorgungsstopp. Nachdem wir aber alles erledigt hatten, nahmen wir uns noch einen Tag Zeit, um die Stadt zu besichtigen, die immerhin „la linda“ („die Schöne“) genannt wird. Das Stadtzentrum ist in der Tat sehr hübsch mit vielen Kolonialbauten und unzähligen Orangenbäumen, die die Straßen und Plätze säumen. Mit einer Seilbahn fuhren wir auf den Hausberg und genossen die Aussicht auf die Stadt und die umgebenden Berge. Nach einem Lunch in einem stylischen Restaurant, das so auch irgendwo in Europa hätte sein können, war es aber wieder genug des Trubels und wir brachen auf in Richtung Quebrada de Humahuaca.

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Von Valparaiso (0 m ü.N.N.) über den Paso de Agua Negra (4.765 m ü.N.N.) nach Salta (1.187 m ü.N.N.)

Der erste Eindruck von Valparaiso war nicht besonders positiv. Viele schmuddelige Ecken, eine wuselige, schmutzige Innenstadt, viele Bettler und unzählige Straßenhunde. Glücklicherweise fanden wir nach der Erledigung einiger Punkte von unserer To-Do-Liste für die Großstadt dann doch noch den hübschen und berühmten Teil der Stadt, der weiter oben am Hügel liegt. Mit einem der alten Fahrstühle fuhren wir hinauf in den von Kreativen und Künstlern geprägten und von unzähligen Gassen und Treppen durchzogenen Stadtkern. Die Orientierung ist aufgrund der vielen Hügel schwierig, aber so kann man sich einfach treiben lassen und hinter jeder Ecke neue Terrassen, bemalte Hauswände, Ausblicke auf die Bucht und den Hafen, Designershops und Cafés entdecken. Mit Dalia und David verbrachten wir so auch den ersten gemeinsamen Tag und feierten bei einigen Gläsern chilenischem Wein unser Wiedersehen und den Beginn unserer gemeinsamen Reise.

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Über Berge, Wein und Mondlandschaften

Nach 10 Tagen ließen wir Santiago hinter uns und freuten uns auf wieder mehr Ruhe, Natur und weniger Hektik und waren voller Vorfreude auf unsere erste Andenüberquerung. Auch wenn die richtig spektakulären und hohen Pässe erst weiter im Norden auf uns warten, war der Paso Los Libertadores mit einer Höhe von 3.200 m wunderschön und machte richtig Spaß. Wenn man Santiago in Richtung Norden verlässt, wird die Landschaft sofort wüstenartig und karg und schnell erheben sich die ersten hohen Berge der Anden im Osten. Auf Serpentinen schlängelten wir uns der Grenze zwischen Chile und Argentinien entgegen, die entlang der Wasserscheide auf dem Kamm der Anden verläuft. Die uns umgebenden Berge faszinierten uns mit immer neuen Farben, vor allem rot aber auch beige, gelb, grün, grau und braun, immer neuen Formationen und Canyons. Schließlich durchquerten wir den Grenztunnel und bevor wir auf der argentinischen Seite die zum Glück unkomplizierten Grenzformalitäten erledigen konnten, bot sich uns ein Blick auf den Aconcagua. Mit 6.962 m ist er nicht nur der höchste Berg Südamerikas, sondern auch der höchste Berg außerhalb des Himalaya und als einer der berühmten „Seven Summits“ ein Bergsteigertraum. Langsam fuhren wir anschließend wieder hinab in sauerstoffreichere Gefilde und erreichten schließlich Mendoza.

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Auf der Überholspur nach Santiago de Chile

Die Seenregion machte uns den Abschied leicht, mit so starkem Regen, dass unsere Markise den Wassermassen nicht standhalten konnte und eines Nachts mit lautem Scheppern vom Auto abriss. Wir hatten sie extra draußen gelassen, um ein trockenes Plätzchen zum frühstücken zu haben… Zum Glück fanden wir schnell eine Werkstatt, die sie für ein Trinkgeld wieder annietete und flohen dann rund 200 km weiter in den sonnigen Norden. Gemeinsam mit zwei anderen Paaren, jeweils ebenfalls im Defender  unterwegs, fanden wir einen leeren Campingplatz mit gleich zwei Pools und Grills, beste Voraussetzungen für entspannte Tage mit einigen Tätigkeiten am Auto. Sharon und Frank aus Australien sowie Isa und Thorsten aus Deutschland (www.quitelame.tumblr.com), die netterweise sogar noch ein Ersatzteil für uns dabei hatten. Der Dulli wurde kräftig auf Diät gesetzt und wir erleichterten ihn um bestimmt 30-40 kg an überflüssigen Teilen und Ausrüstung, jedes Kilo zählt, insbesondere wenn es irgendwo oben am Auto sitzt und den Schwerpunkt nach oben verlagert. Die Männer lagen stundenlang unter dem Auto und beseitigten gleich noch ein Quietschen und begutachteten ausgiebig den Unterboden.

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Mit Chiles Vulkanen auf Tuchfühlung

Die Umgebung des Lago Llanquihue ist stark von deutschen Einwanderern geprägt. Im Jahr 1852 landeten 221 Deutsche in der Mole von Puerto Montt, die begannen die Gegend zu besiedeln und denen es unter anderem zu verdanken ist, dass sich noch heute wunderschön gepflegte Kuhweiden, Obstgärten sowie deutsche Metzgereien, Cafés und Brauereien mit etwas altmodischem deutschen Charme in den Orten befinden. Der Lago Llanquihue liegt spektakulär am Fuße mehrerer Vulkane. Der Osorno ist der beeindruckendste von ihnen und wir konnten uns nicht sattsehen an seiner schneebedeckten Spitze und den durch die Wolken und das Licht immer anderen An- und Aussichten. Nachdem wir den charmanten Ort Puerto Varas gleich zwei Mal zum einkaufen nutzten, umrundeten wir schließlich den ganzen See und genossen neben dem Ausblick das glasklare und recht warme Wasser zum Baden. 

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Chiloé – Unverhofftes Paradies in Chile

Nur vier Stunden dauerte die Überfahrt von Chaitén auf die Insel Chiloé und trotzdem brachte sie uns in eine ganz andere Welt. Wir hatten keine richtige Vorstellung davon was uns auf Chiloé erwartet und ich sagte auf der Fähre noch zu Malte, dass die Dauer unseres Aufenthalts zwischen 3 Tagen und 2 Wochen so ziemlich alles betragen kann. Es wurden dann tatsächlich ganze drei Wochen. Diese Insel hat uns völlig in ihren Bann gezogen und sich zu einem unserer absoluten Lieblings-Orte gemausert. Es fing damit an, dass wir erstmals auf der Reise das Gefühl hatten richtig aufzufallen und ziemlich allein als internationale Touristen unter vielen Chilenen waren. Schon auf der Fähre wurde ich „heimlich“ fotografiert und auf dem Festival in Quellon, welches wir zufällig am ersten Abend fanden, gab man uns als exotische Ausländer direkt ein Bier aus. Das Festival war ein echtes Highlight, kein Eintritt, günstige Futter-Buden mit Ceviche statt Bratwurst, gute Bands und ein Meerschweinchen-Roulette. Statt einer Kugel wetzt hierbei ein Meerschweinchen im Kreis und sucht sich ein Häuschen mit einer der zuvor an die Zuschauer verkauften Nummern aus. Zu gewinnen gibt es Kaltgetränke aller Art. Wenn das auf dem Hamburger Dom mal kein Publikumsmagnet wäre. 🙂 Das war schon mal ein guter Start in die Zeit auf der Insel, es wurde aber immer besser.

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